Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

Der Krieg von 1813 und 1814. 
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der Großen Armee hatten das Land rechts der Elbe geräumt, aus Berlin 
und Hamburg hatte sie Tettenborn an der Spitze seiner Kosaken ver- 
trieben; nux die festen Plätze hielten sich, darunter Magdeburg, (Stettin, 
Küstrin, Glogau und Danzig. 
Napoleon hatte in der kurzen Zeit, seitdem er nach Paris zurück- 
gekehrt war, ein Heer von etwa 120000 Mann in Frankreich ausgehoben, 
das aus jungen, zum Teil schlecht ausgebildeten Leuten bestand, und zog, 
nachdem er den Rhein überschritten hatte, die Kontingente der Rheinbund- 
sürsten an sich. 
Das Heer der Verbündeten, noch nicht 100000 Mann stark, stand 
unter dem Oberbefehle des russischen Generals von Wittgenstein. Die 
Preußen führte Blücher*), den Scharnhorst als Generalquartiermeister 
begleitete. König Friedrich Wilhelm III. und Kaiser Alexander befanden 
sich bei der Armee. Am 2. Mai griff das Heer der Verbündeten die 
Franzosen, die von der Saale gegen Leipzig vorrückten, bei Groß- 
görschen, unweit Lützen an; da es aber nach heftigem Kampfe keine 
Entscheidung erfochten hatte, mußte es am folgenden Tage den Rück- 
marsch antreten. In dieser ersten Schlacht erhielt Scharnhorst eine 
Wunde, die sich durch eine Reise nach Prag so verschlimmerte, daß er 
starb. Gneisen au trat an seine Stelle. Die sächsischen Truppen schlössen 
sich den Franzosen an. 
Am 20. und 21. Mai wurde bei Bautzen eine zweite Schlacht mit 
dem gleichen Ausgange geschlagen. Ohne Siegestrophäen in den Händen 
Napoleons zurückzulassen, räumten die Verbündeten abermals das Schlacht- 
feld und zogen sich nach Schlesien zurück, um Österreich nahezubleiben. 
Hamburg wurde von Davoüt besetzt. 
Im Juni bot Napoleon, der sich noch nicht hinlänglich gerüstet 
fühlte und vor Österreich besorgt war, einen Waffenstillstand aus 
sieben Wochen zu Pläswitz an, den die Verbündeten annahmen. Das 
französische Heer zog sich von Breslau auf das linke Katzbachufer zurück. 
Während des Waffenstillstandes schloffen Rußland und Preußen ein 
Bündnis mit England. England versprach, Subsidieu zu zahlen, 
Preußen dagegen, nach dem Friedensschlüsse Ostfriesland an Hannover 
abzutreten. Auch Schweden trat dem Bunde bei. Hier war Berna- 
dotte zum Nachfolger des kinderlosen Königs gewählt worden; Alexander 
hatte ihm für Finnland Norwegen zugesagt, das nach dem Kriege den 
Dänen entrissen werden sollte. 
Österreich unternahm es jetzt, zwischen den Kämpfenden zu ver- 
Mitteln. Metternich verhandelte mit den Abgesandten beider Parteien 
*) Gebhardt L. Blücher war 1742 zu Rostock als Sohn eines unbemittelten Ritt- 
meisters geboren. Seine Schulbildung war mangelhaft, er hatte aber scharfen Verstand 
und entschlossenen Willen. Er trat zuerst in schwedische Dienste, wurde im Sieben- 
jährigen Kriege gefangengenommen und trat in das preußische Heer über. Er be- 
teiligte sich am ersten Koalitionskriege und wurde allgemein bekannt durch sein tapferes 
Verhalten nach der Schlacht bei Jena.
	        
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