144 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte.
Er hatte sich zwischen die beiden feindlichen Heere geschoben, warf
sich überraschend auf die getrennt marschierenden preußischen Korps und
schlug sie in fünf Gefechten zwischen Montmirail und Chateau-
Thierry. Vier Tage später drängte er die Schwarzenbergische Armee
bei Monterean an der Seine zurück. Durch diese Niederlagen waren
die bisherigen Erfolge des Feldzuges verloren, und die verbündeten
Armeen vereinigten sich wieder, etwa an der Stelle, von der sie im
Februar ausgegangen waren.
Da trennte sich Blücher zum zweiten Male von der Hauptarmee
und suchte bei Laon die Verbindung mit der Nordarmee, die inzwischen
durch die Niederlande in das nordöstliche Frankreich einmarschiert war.
Hier wies er einen Angriff Napoleons zurück. Schwarzenberg siegte bei
Bar-snr-Aube über Oudiuot und Macdonald und bei Arcis-sur-Aube
über Napoleon. Dieser gab den Verbündeten den Weg nach Paris frei
und wollte sie durch Entfesselung des Volkskrieges im Osten von der
Heimat abschneiden. Indessen zogen die Verbündeten unbeirrt auf die
Hauptstadt los, die sie nach dem Siege bei La Fere Champenoise er-
reichten. Hier stürmte Blücher am 30. März den Montmartre; am
folgenden Tage zogen die Verbündeten in Paris ein.
Zu eben dieser Zeit erreichte Wellington von Spanien her die
Garonne.
§ 82. Die Abdankung Napoleons und der erste Pariser Friede.
Als der Senat unter Talleyrauds Vorsitz Napoleon für abgesetzt er-
klärte, verzichtete dieser in Fontaineblean auf den Thron und erhielt die
Insel Elba als souveränes Fürstentum nebst einer Jahresrente, seine
Gemahlin Parma und Piazenza. Ludwig XVIII., der Bruder Lud¬
wigs XVI., bestieg den französischen Königsthron und schloß den ersten
Pariser Frieden, dank der Großmut Alexanders, unter sehr günstigen
Bedingungen. Frankreich bezahlte keine Kriegsentschädigung und behielt
die Grenzen, die es im Jahre 1792 gehabt hatte; außerdem blieben ihm
Savoyen und Nizza. Auch die Kunstschätze, die Napoleon auf seinen
Feldzügen zusammengebracht und in Paris vereinigt hatte, wurden bis
auf die Viktoria Schadows nicht wieder zurückgegeben.
Im Sommer reisten die verbündeten Monarchen nach England, wo
sie mit Jubel empfangen wurden. Der Feldmarschall Blücher, der sie
begleitete, wurde der Liebling des englischen Volkes.
Der Wiener Kongreß und die Herrschaft der Hundert Tage.
§ 83. Der Wiener Kongreß. Im Herbst des Jahres 1814 kamen
Alexander, Friedrich Wilhelm, die deutschen Fürsten und die Minister
der meisten europäischen Staaten in Wien zu einem Kongresse znsam-
men, um die politischen Verhältnisse Europas neu zu ordnen. Frank-
reich wurde in den Verhandlungen durch Talleyraud, England durch
Wellington, Preußen durch Hardenberg und W. v. Humboldt,