Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

56 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte 
Mit der Einrichtung der Kammern gelang es, die Hof- und Staats- 
Wirtschaft endgültig voneinander zu trennen, und damit wurde gleich- 
zeitig die Natural- durch die Geldwirtschaft verdrängt. Alle 
Beamten wurden auf feste Geldeinnahmen gestellt. Das Kassen- und 
Rechnungswesen wurde zweckmäßiger geordnet, dagegen gelang es zunächst 
noch nicht, die Domänenschulden zu verringern, sie wuchsen vielmehr noch 
unter Friedrich I., der die Domänen zu zerlegen und in Erbpacht zu geben 
suchte, und wurden erst unter Friedrich Wilhelm I. getilgt. Er stellte 
auch allmählich den alten Domänenbesitz, der von seinen Vorgängern 
zum Teil verpfändet worden war, im vollen Umfange wieder her, 
ja erweiterte ihn durch Neuankäufe. Infolgedessen gehörte schließlich über 
ein Viertel des gesamten Staatsgebietes zum Domauium. In der Mitte 
des 17. Jahrhunderts wurde die Verpachtung der Domänengüter eingeführt. 
Der Große Kurfürst hatte eine Steuerreform eingeführt, welche die 
fürstliche Kasse von den Bewilligungen der Stände unabhängig machte 
und ihr regelmäßige Geldeinkünfte verschaffte, deren sie für den Unterhalt 
eines stehenden Heeres und eines staatlichen Beamtentums notwendig be- 
durfte. Alle Städte aller Provinzen erhielten eine einheitliche in- 
direkte Steuer, die Akzise, und zugleich wurden in jeder Provinz die 
alten direkten Vermögens- und Grundsteuern (bie „Kontribution") 
neu geordnet. 
Unter den direkten Steuern war die wichtigste der Generalhufen- 
schoß in Ostpreußen, den König Friedrich Wilhelm I. einführte, und den 
auch die Adligen zu zahlen hatten. 
Die Akzise war hauptsächlich eine Mahl-, Schlacht- und Getränkesteuer. 
Ihre Gegner waren der Adel und die bevorrechteten Klassen in den Städten, 
sie wurde hier bisweilen unter dem Drucke von Unruhen des niederen Volkes 
durchgeführt, das für diese Steuer eintrat, da sie die Lasten gerechter ver- 
teilte als die bisherigen sehr willkürlich gehandhabten Geldumlagen. 
Die Akzise war die erste einheitliche Steuer in der ganzen 
Monarchie, sie bedeutet einen Sieg des Staatsgedankens über die par- 
tiknlaren und beschränkten Einrichtungen und Bestrebungen der Stände, 
deren Bedeutung immer mehr zurückging, bis sie im Anfange des 18. Jahr- 
Hunderts fast erlosch. 
§ 33. Die Heeresverfassnng. Die Unabhängigkeit des Preußischen 
Staates beruhte auf feiner stehenden Armee, als deren Schöpfer der 
Große Kurfürst und Friedrich Wilhelm I., der auf die Ritterpferde des 
Adels verzichtete und von ihm eine Steuer erhob, gelten müssen. 
Es war nicht nur die numerische Stärke*), die der preußischen Armee 
ihre Bedeutung verlieh, sondern vor allen Dingen ihre innere Tüchtigkeit. 
Die Mannschaften erhielten eine sorgsamere und eingehendere Ausbildung 
als in irgendeiner anderen Armee, sie standen unter einer in allen Truppen- 
*) 1688 28000 auf 1 Mill. Einwohner, 1713 38000 auf iy2 Mill., 1740 83000 
auf 21/2 Mill., 1786 fast 200000 auf 5 Mill.
	        
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