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Griechische Geschichte.
des Vollbürgerrechtes nicht mehr genügen konnten, unb gegen bie Neu¬
bürger (Neodcunoden) ab. Der borische Herrenstanb vertrat im Innern
bie engherzigste Jnteressenpotitik, nach außen ging er mit rücksichtsloser
Verschwö- Gewalt gegen bie Demokratie vor. Die Unzufriedenheit ber weuiger be-
fi'inabon tiul:re(Wtcn Klassen kam in ber Verschwörung bes Kinabon (395)
395. zum Ausbruck, bie aber schnell unterbrückt wurde.
E?nflu?w Hegemonie Spartas in Griechenland dauerte gegen 30 Jahre
Griechen- und bedeutete für Griechenland keine Zeit bes Ausschwuugs. Da bie
land. Spartaner gewaltsam in bie inneren Verhältnisse ber einzelnen Staaten
eingriffen, so würbe ihre Herrschaft so verhaßt, baß sie schließlich nur mit
Hilfe ber Perser ausrecht erhalten werden konnte. Die Einigung Böotiens
unter Thebens Führuug und der Abschluß des zweiten Seebunbes unter
Athens Führuug machten ber Hegemonie Spartas ein Enbe. War die
Herrschast der Spartaner verhaßt, so nicht in gleicher Weise die Oligar-
chic an sich, vielmehr machte sich in den einzelnen Staaten vor allem eine
Abneigung gegeu die Demokratie geltend. In ben Städten gelangte
bas Söldnertum immer mehr zur Einführung, und zuweilen begründete
Die Tm erce*n ^ncr Söldnerführer sogar eine Alleinherrschaft; das ist die Zeit
Tyrannis. der jüngeren Thrannis.
Die dreißig Tyrannen in Athen (404—403).
H 91 Auch in Athen fetzten die Spartaner eine oligarchische Re-
uni>'ftritia?8terünQ ein, die sogenannten „30 Tyrannen", von denen Theramenes
unb Kritias die bedeutendsten waren. Letzterer war ein philosophisch
gebildeter Mann, aber ein gewaltsamer und herrschsüchtiger Charakter.
Gestützt auf die spartanische Besatzung der Akropolis bildeten die Tyrannen
allmählich eine Schreckensherrschaft heraus mit den Mitteln der Ver-
bannnng, Hinrichtung von etwa 1500 Bürgern unb Gütereinziehung. Als
Theramenes ans Klugheitsrücksichten zur Mäßigung riet, wurde er auf
Anstiften des Kritias gezwungen, den Giftbecher zu trinken. In dieser
Zeit war es auch, wo Alcibiades von bem persischen Satrapen Pharna-
bazus ermorbet würbe. Damit war der letzte Mann dahingegangen, der
Sparta gefährlich werden konnte unb ben auch die Tyrannen in Athen
am meisten fürchteten.
Die aus Athen verbannten Demokraten fanden gastliche Aufnahme
in Theben, und zum ersten Male tritt hier der Gegensatz zwischen
Theben und Sparta hervor. Von diesen Verbannten ging die Befreiung
bnlus'' ans. Unter Thrasybnlns überfielen sie die Festung Phyle in
Attika und bemächtigten sich dann der Häfen Mnnychia und Piräus. In
einem Gefecht fiel Kritias. Die Tyrannen zogen sich nach Eleusis zurück.
Zwar erfä)ien Lysander mit einem spartanischen Heere zu Hilfe; da er
aber eine Machtstellung gewonnen hatte, die bei seinem Ehrgeiz das
Schlimmste befürchten ließ, fo erhob sich gegen ihn das bedrohte sparta-