Homer und die homerische Frage.
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Auf Sizilien wurde eine Reihe von Kolonien gegründet, von denen
die wichtigsten waren: Megara, Selinus, Katana, Akragas (latei-
nisch: Agrigenturn), Gela. Zankle, das später nach der Niederlassung
der aus ihrer Heimat flüchtigen M'essenier Messana hieß, und Syrakus,
das an Größe und Reichtum alle anderen übertraf.
An der Küste Unteritaliens, das von der Menge der griechischen
Pflanzstädte hernach „Großgriechenland" (Graecia magna) genannt
wurde, lagen Rhegion. Messana gegenüber, Kroton. Sybaris (dessen
Bewohner, die „Sybariten", wegen ihrer Schwelgerei berüchtigt waren),
Kyme (Cumae). das spartanische, durch Handel und Industrie bedeutende
Tarent. Neapel (die an Stelle des alten Parthenope gegründete
„Neustadt"), Thnrii und Lokri.
Die 3. Periode der griechischen Kolonisation hat zum Zweck Haupt-Abritte
sächlich die Sicherung des eroberten Landes. Zu derartigen Ko-Kolomsa-
lonien gehören u. a. die Kleruchien der Athener nach Lemnos. Euböa. t,on-
Amphipolis. die dorische Gründung in Potidäa (die beiden letzteren
auf der Chalcidice). ebenso die Gründung von Städten durch Alexander
den Großen.
Börner und die homerifche Frage.
§ 31. Wenngleich die homerischen Gedichte die Zeit vor der dorischen
Wanderung zum Hintergrunde haben, so dürfen wir fie doch auch als ein
Spiegelbild der Kultur nach der dorischen Wanderung ansehen, einerseits
weil der Dichter aus den Begriffen und Vorstellungen seiner Zeit heraus
schafft und anderseits weil beide Zeitabschnitte in kultureller Beziehung
einander nahe stehen.
Schon vor Homer hat es epische Gesänge gegeben, in den Home-
rtfchen Dichtungen ist eine Reihe solcher in den Liedern behandelten Einzel- $uttunflen.
sagen verknüpft und jedesmal um einen Haupthelden gruppiert, in der
Jlias um den tapferen Achilles, in der Odyssee um den vielgewaudten
und listigen Odysseus. Die Jlias entrollt uns ein Gemälde aus der
Belagerung Trojas. die besungenen Ereignisse beginnen mit dem Streite
zwischen Achilles und Agamemnon und umfassen einen Zeitraum von
wenigen Wochen des letzten Kriegsjahres; nur drei Tage werden aus-
führlicher geschildert. Die Odyssee erzählt uns in märchenhafter Aus-
fchmückuug die Irrfahrten und die Heimkehr des Odyfseus und
umfaßt 40 Tage.
Alle antiken Nachrichten über Homer sind unhistorisch, so dieA^P-rwn
Angaben über seinen Geburtsort. die home-
„Sieben Städte behaupten, daß ihnen entstamme Homeros: rUche Frage.
Smyrna, Rhodos, Kolophon, Salamin ')• Jos. Argos, SIthenä."2)
J) — Salamis auf Cypern.
2) Epigramm aus Gellius, Noctes Atticae; Variationen dieser Verse nennen
noch andere Städte wie Chios, Kyme, Pylos, Jthaka. o
Weltgeschichte für die Oberstufe b. Stubienanst. 1. Bd. °