Erhebung Preußens zur Großmacht durch Friedrich lf.
67
regten, weil er bie Regie, bie Steuerverwaltung, französischen Beamten
übertrug, bie einerseits sehr kleinlich verfuhren unb beshalb als „Kaffee-
fchnüffler" Haß unb Spott tragen mußten, anberfeits ber Bestechung zu-
gänglich waren. Die übleu Erfahrungen bestimmten Friebrich bazn, bas
„Schurkenzeug" wieber zu entlassen, welches ben Schmuggel boch nicht
hinberte. Sein Nachfolger hob bas Tabaks- unb Kaffeemonopol wieber
auf. Große Einnahmen brachte bas „Lotto", bas 1767 in bie noch be-
stehenbe Klasfenlotterie umgewanbelt würbe. Da Friebrichs Hofhaltung
außerorbentlich einfach, bie Verwaltung sehr sparsam war, für Lieb-
habereien. Schule unb Kunst wenig ausgegeben würbe, hinterließ ber Schule.
König einen Staatsschatz von mehr als 150 Millionen Mark. Abgesehen
von ber Musik, hatte er nur für bte Baukunst eine Zeitlang Neigung unb
Opfersinn. Er errichtete bie Schlösser Sanssouci unb Potsbam, bas Opern-
haus in Berlin unb ben Dom. Durch bas Geueral-Lanbschulreglement (1763)
verorbnete er ben Schulzwang, ohne bnrchgreisenben Erfolg; zur Anstellung
von tüchtigen Volksschullehrern fehlte es an Gelb. Schon seiner Zeit aber
gehörten als Schulorganisatoren an Friebrich Eberharb von Rochow, Hecker,
Hähn unb Abt Felbiger, ber später auch in Österreich segensreich wirkte.
Um bie schleichen Gymnasien zu erhalten, ließ er sie, bte ihn nichts
kosteten, in ben Hänben ber Jesuiten, bie er trotz ber Aufhebung ihres
Orbens (1773) gern bulbete. An bie Akabemie ber Wiffenfchaften berief
er ben berühmten Mathematiker Manpertnis, wie er überhaupt französische
Freigeister mit Vorliebe seines Umganges würbigte, so La Mettrie,
d'Argens unb vor allem ben unbankbaren, selbstsüchtigen, eiteln Voltaire.
Er selbst war schriftstellerisch tätig, bebiente sich aber in seinen Gebichten
unb seinen geschichtlichen Schriften, Memoires pour servir ä l'histoire
de la maison de Brandebourg unb ber Histoire de mon temps, fowie
in einem Aufsatz über bie beutsche Literatur ber französischen Sprache
(1780). Den bentfchen Geisteswerken stanb er ablehnenb gegenüber; nur
Gellert achtete er. Der beutschert Muse blühte unter ihm „kein Augustisch
Alter", weil er sie nicht kennen lernte ober lebiglich aus Erzeugnissen ber
Sturm- unb Drangperiobe. Trotzbem hat sie ihn unb seine Taten frei-
willig besungen als Helben unb Hüter bes Rechtes. „Vor ber Justiz" Rechtspflege,
waren bem Könige „alle gleich". „Die Gesetze müssen sprechen," erklärte
er, „ber Fürst muß schweigen." Sein strenges Gerechtigkeitsgefühl ver-
leitete ihn sogar in bem berühmten Prozesse bes Müllers Arnolb bei
Pommertzig gegen ben Grafen Schmettau (1779) zu ungerechter Behanb-
lung ber Richter, bte erst unter seinem Nachfolger Genugtuung erhielten.
Unter ihm erschien Samuel von Cocceji's Prozeßordnung (1749); ber
Großkanzler Carmer arbeitete bas „Allgemeine Lanbrecht" aus, bas
1784 vollenbet warb, 1794 Gesetzeskraft erlangte. Viele klagten über
den Polizeistaat Preußen, mehr priesen Friebrichs Staat als Rechts-
st a a t. Von bem Gerechtigkeitssinne bes gekrönten Philosophen zeugt auch Toteranz.