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die Laren, die Penaten (Hausgötter). — Fremde Einflüsse machten
sich später geltend, besonders griechische, wie denn den 12 Haupt¬
göttern der Griechen später 12 römische gleichgesetzt wurden.
4. Kunst und Litteratur. a. In der Kunst standen die Rö-
mer den Griechen weit nach, wie sie denn lange ihre Tempel
und Paläste durch griechische Künstler bauen ließen und mit ge-
raubten griechischen Kunstwerken schmückten. Am meisten haben sie
in der Baukunst geleistet, vor allem in Nützlichkeitsbauten wie Stra-
ßen, Wasserleitungen, Kanälen; auch Theater (Amphitheater sür
Kampfspiele und Tierhetzen, Zirkus sür Wettrennen), öffentliche Bä-
der, Paläste; doch haben sie sich mitunter ins Riesenhafte und
übertrieben Prächtige verirrt, b. Bis zum Ende des 1. punischen
Krieges beschäftigten sich die Römer nur mit Krieg, Ackerbau und
praktischem Staatsdienst. Erst mit dem Eindringen griechischer Bil-
dnng entstand eine Litteratur, ganz abhängig von der griechi-
schen. Die Lustspieldichter Plautus (um 200) und Terentius
(um 170) sind die ersten bedeutenderen Erscheinungen. Die seit
dem zweiten punischen Krieg eindringende griechische Bildung fand
warme Freunde an den beiden Scipionen, Flamininus u. a. Der
erste große Geschichtschreiber Roms, der Achäer Polybius, war
ein Freund des jüngeren Scipio. Da aber mit der neuen Bildung
auch Üppigkeit und Genußsucht einriß, hatte sie auch heftige Geg-
ner; der entschiedenste der alte Marcus Porcius Cato, ein
„neuer Mensch." Er hat namentlich sein Censoramt zu rücksichts-
loser Bekämpfung des ihm verderblich Scheinenden benützt. Grie-
chische Philosophen wurden auf seinen Betrieb ausgewiesen, Redner-
schulen geschlossen, der Luxus mit Sklaven, Kleidung, Mahlzeiten,
Hausgerät bekämpft, die mit griechischen Gottesdiensten zusammen-
hängende Sittenlosigkeit strenge bestraft. Auch als Schriftsteller hat
er den altrömischen Standpunkt vertreten (über Landbau, Ur-
sprungsgeschichte, Not- und Hilfsbuch an seinen Sohn). Und doch
hat auch er die Unentbehrlichst griechischer Bildung dadurch wider-
willig eingestanden, daß er am Abend seines Lebens noch Griechisch
lernte.
C. Verfall der Hlepubtik.
I. Die Gracchen 133-121.
1. Tiberius Gracchus. Die traurigen sozialen Zustände
veranlaßten zuerst den patriotischen Tiberius Sempronius
Gracchus, den Sohn eines verdienten Konsuls und der edlen
Kornelia, als Volkstribun 133 das licinische Ackergesetz zu erneuern, 133.
in der Weise, daß niemand mehr als 500 Morgen Gemeinland
und allenfalls noch für zwei Söhne je 250 Morgen im Besitz
haben solle; das herauszugebende Land sollte an ärmere Bürger