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auch die Akropolis von Athen fiel (1827). Nun näherten sich Rußland,
wo 1825 Nicolaus I. (1825—1855) seinem Bruder gefolgt war, und Eng-
land, wo der große Canning (spr. Känning) die Geschäfte leitete, einander -
und beschlossen vereint mit Frankreich die Selbstverwaltung Griechenlands
unter der Oberhoheit der Pforte zu erzwingen. Die zu diesem Zweck
entsendete alliierte Flotte besiegte gegen den Willen der Regierungen
am 20. Oktober 1827 die türkisch-ägyptische Flotte im Hasen von 1827.
Navarino. Die Pforte war empört über diese „gräßliche Gewaltthat"
mitten im Frieden. Aber die Verbündeten erzwangen nun auch den
Abzug Ibrahims aus Morea; Rußland erklärte den Krieg und
nötigte die infolge der Vernichtung der Janitscharen wehrlose Türkei
zum Fti-duit von Adrianopel 1829, in dem Griechenlands Unab- 1829.
Hängigkeit anerkannt wurde.
Griechenland hat den Hoffnungen nicht entsprochen, über sort-
währendem, selbstsüchtigem Parteihader kam es nicht zu wahrem
Fortschritt. Nach der Vertreibung QjtXo/s von Bayern (1833
bis 1862) wurde Georg, I. von Dänemark 1863 König, ohne
daß die Zustände besser geworden wären. England übergab die
gut verwalteten jonischen Inseln damals der griechischen Miß-
regierung. Begehrlich sieht das kleine Reich nach Vergrößerung
und hat in der That (1881) den größten Teil von Thessalien
und Südepirns ohne Kampf erlangt.
5. Frankreich von 1815—1880 und die Julirevolution. Nach Na-
poleons zweitem Sturz kamen die Brüder Ludwigs XVI. zur Regie- ?
ruug, zuerst Lndwia XVIII. 1815—1824, ein religiös ausgeklärter ■'
und politisch gemäßigter, kluger"Fürst, der bie Charte, eine Versassnng,
gab und sich bemühte, die extremen Royalisten m Schranken zu halten,
dann sein Bruder Karl X., 4824—1830/^ber schon lffffl als Graf
vyn Artois als das Dauvt her resormfeindlichen Hosvartei verhaßt ge-
Wesen war und jetzt' namentlich im Smneder GeMWeit regierte,
auch die Emigranten mit 1000 Mill. Fr. entschädigte. Als die Oppo-
sition trotz der Eroberung Algiers wuchs, suchte der König und das
Ministerium Polignac durch die sün^ Ordonnanzen vom 26. Juli
1830 die Verfassung vorübergehend außer Wirksamkeit zu setzen. Dar-
über brach ein Aufstand aus, 27.-29. Juli, auf den sich die Regie- 1830.
rung nicht vorbereitet hatte. Karl X. dankte zu Gunsten seines Enkels
SvifmtMT. ab und übertrug seinerseits die Regentschaft seinem Volks-
beliebten, bürgersrenndlichen Vetter, dem Herzog Louis Philipp
von Orleans, dem die Führer dieselbe Stellung schon gegeben hatten.
Der setzte sich dann in den Besitz der Krone, während er mit wenig
ehrenhaften Mitteln die Abreise Karls X. bewirkte. Karl X., der
königliche Würde bis zum letzten Augenblicke bewahrte, ging in lang-
sam feierlichen Zuge bis zur Küste und setzte dann nach England über.
Mit jenem Heinrick V.- dem späteren Grasen Chambord^. der nie den '
Thron mit Preisgebung seiner Grundsätze erkauseu wollte, ist 1884 ^
das Haus der Bourbonen erloschen.
6. Die Nachwirkungen der Julirevolution. Der Vorgang Frank-
reichs sand Nachfolge: a. Die ehemals spanischen, dann östreichischW
katholischen^Niederlande trennten^ als ein Königreich Belgien unter
oem Prinzen Leopold von Kobnrg von den protestantischen Nieder-