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des Staates immer höher, auf 4, 6, 12 und mehr. Auch wurden neben
plebejischen Ädilen, die als Gehilfen der Tribunen die Marktpolizei
übten, die plebejischen Festspiele beaufsichtigten und die Gemeindekasse
verwalteten, zwei curulifche Ädilen eingesetzt, die namentlich auch
die großen Feste zu veranstalten hatten. Aber rasch fielen auch die den
Patriziern noch vorbehaltenen Ämter den Plebejern zu (die curulifche
Adilität, die Diktatur, die Zensur, die Prätur), endlich, was den Patri-
ziern am längsten als undenkbar erschienen war, die Priesterstellen im
Jahr 300. Die licinische Gesetzgebung hatte in der Hauptsache schon die
Entscheidung gebracht. Die Kluft der Stande schloß sich durch die Vater-
ländische Hingebung der Bürger; die gemeinsame Vaterlandsliebe hatte
auch im heftigsten Parteikampf treu die Einheit des Staates bewahrt;
jetzt konnte die ganze Kraft Roms auch nach außen sich offenbaren.
in. Äußere Kämpfe in dieser Zeit.
So lange in Rom ber Zwist ber Stäube nicht geschlichtet war,
konnte die Kraft des Volkes sich nicht nach außen wenden. Das
römische Gebiet war zu Anfang ber Republik klein genug. Die vielen
Kämpfe, deren Darstellung meist ganz sagenhaft ist, vergrößerten
es lange kaum.
1. Kämpfe mit Veji und Aquem. Viel wurde gegen bie
Etrusker gekämpft, deren Macht im Sinken begriffen war, nament-
lich mit der Etruskerstadt Veji: gegen sie soll das Geschlecht der
Fabier den Kampf allein auf sich genommen hoben; nach anfäng¬
lichen Erfolgen fanden sie alle (306) in einem Hinterhalt am Flüßchen
Cremera (477) den Untergang; nur einer soll den Fall überlebt
haben. — Dann machten bie stammverwanbten Volsker und
Aquer viel zu schaffen. Die Volsker bedrängten nach der Sage
von Koriolan (491, S. 93) bie Stabt. Später kämpften bie Äquer
längere Zeit glücklich gegen Rom; eine glänzende Episode in diesen
Kämpfen war die Rettung eines auf dem Algidusberg (östlich von
den Albanerbergen) von den Äquern eingeschlossenen Heeres durch
den Diktator Lucius Quinctius Cincinnatus (458). Unter diesen
Kämpfen erlangten die Römer mehr und mehr die Vorherrschaft
über die Latiner, die von den gleichen Feinden bebrängt würben.
2. Fortschritte in Etrurien. Um 400 machte ber Verfall
ber Macht der Etrusker, die, unter sich uneinig, im Norden von den
Galliern, in Campanien von den Samnitern, zur See von ben
Griechen bedrängt wurden, den Römern ein Vorrücken möglich.
Zugleich wurden die Aquer unb Volsker von ben Samnitern bekämpft
unb barum für Rom ungefährlich. Veji würbe nach 10jähriger Be
lagerung (406—396) von bent Diktator Marens Furius Kamillus
erobert. In diesem Krieg sahen sich bie Römer genötigt, den Bür¬
gern, die bisher nur Sommerfeldzüge geführt hatten, Sold zu geben,