Full text: Altertum und Mittelalter (Teil 1)

L 
— 131 — 
hielt, einen Teil ihrer Arbeiter aus den Freien zu nehmen u. a. 
Freilich gelang es ihm nicht, die völlig zerrütteten Verhältnisse 
Italiens in Wahrheit zu heilen. 3) Besonders nahm er sich der unter- 
drückten Provinzen an, suchte den Erpressungen, unter denen sie 
litten, zu steuern und für ein gerechteres Regiment zu sorgen, so daß 
den Provinzen mit ihm „die Morgenröte einer erträglicheren Zeit" 
erschien. 4) Den völlig zerrütteten Kalender ersetzte er mit Hilfe 
bes griechischen Gelehrten Sosigenes durch den julianischen 
Kalender: statt der Mondjahre von 355 Tagen mit Schaltmonaten 
wurden Sonnenjahre von 365 Tagen angenommen, wobei je das 
vierte ein Schaltjahr von 366 Tagen sein sollte. Das Jahr 46 mußte, 
damit der berichtigte Kalender auf 1. Januar 45 eingeführt werden 
konnte, auf 15 Monate (445 Tage) verlängert werden. 
c. Noch viele Pläne beschäftigten den rastlosen Geist. Das 
Wichtigste war ihm doch die Eroberung Persiens. Es war nicht 
bloß ein phantastischer Traum, dem großen Alexander es gleich zu 
tun. Er wollte die Siege im Bürgerkriege durch auswärtige in 
Vergessenheit bringen. Er brauchte die Schätze Persiens, um dem 
Elend, das in Italien die mittleren und unteren Schichten der Be- 
völkerung drückte, gründlicher abzuhelfen und manche großen Pläne 
auszuführen. Aber seine Stellung war doch weniger sicher, als sie 
schien. Das Volk im ganzen hatte Cäsars Herrschaft willig auf sich 
genommen. Aber die republikanische Gesinnung war noch nicht 
erloschen. Sie hatte namentlich in den Kreisen des Senats die 
Mehrheit. Mit Ungeduld und steigender Enttäuschung warteten 
viele darauf, daß Cäsar seiner außerordentlichen Stellung sich ent- 
äußere. Seine selbstsüchtigen Vertrauten, wie Antonius, erweckten 
weniger Achtung. Sie reizten ihn zum Weitergehen auf dem Weg 
zu der Monarchie, die im Grund dem Volk verhaßt war. Sie for- 
Berten aus Anlaß des bevorstehenden Partherkrieges, daß der Senat 
wenigstens außerhalb Italiens dem Imperator den Königstitel 
gestatte. Antonius wollte ihm einmal öffentlich das Diadem auf- 
setzen. Cäsar wies es zurück. Wenn er dann bekannt machte, das 
Volk habe ihm die Königskrone angeboten und er habe sie zurück- 
gewiesen, so diente das nicht dazu, das Mißtrauen zu zerstreuen. 
Seine Feinde waren im Grund zahlreich. Es bildete sich eine Ver- 
schwörung, deren Seele Gajus Cassius Longinus, ein stolzer, ehr- 
geiziger Mann, war. Er gewann den Marcus Brutus, Catos Schwie¬ 
gersohn, den Cäsar besonders schätzte. Im ganzen 60—80 Sena¬ 
toren, alte Anhänger des Pomp ejus und unzufriedene Cäfarianer, 
schlössen sich der Verschwörung an. Cicero wußte von nichts. Als 
Cäsar an den Iben des März (15. März 44) trotz erhaltener War- 44. 
nungen und trotz seines Unwohlseins im Senat erschien, drängten sich 
die Verschworenen um ihn und warfen sich mit ihren Dolchen auf 
ihn. Die Stiche abwehrend gelangte er bis zur Bildsäule des Pom-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.