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aber die damalige Wissenschaft vermochte nicht zu bestimmen, in
welcher der beiden Hülsten jene Inseln lagen. Jene erste Heldenzeit
der Lnsiaden (d. i. Lusitanier = Portugiesen) hat der erste Dichter
des Volkes Ca mo ens (f 1578) in seinem Heldengedicht „bte Lustaden
verherrlicht. Die Portugiesen haben kein Kolonialreich gegründet,
sie wollten vor allem den Gewürzhandel in ihre Hände bringen:
dazu errichteten sie ihre Steinburgen und erwarben sie die wenigen
Plätze die sie als Eigentum besaßen. Sie haben ihr Ztel auch erreicht
und die Konkurrenz der Araber und Ägypter vernichtet. Mit eigen-
nütziger Habsucht ausgeübt, hat ihre Herrschaft weder sur sie noch für
die ausgesuchten Länder Segen gebracht.
c. Die spanischen Unternehmungen.
1) Kolumbus. Der Genuese Christoph Kolumbus (span.
Cristobal Colon), geboren wahrscheinlich 1446 oder 1447 seit fernem
14. ^ahr zur See, kam auf den Gedanken, das Morgenland m west¬
licher Richtung aufzusuchen. Er wurde darauf geführt1) durch die
Kugelgestalt der Erde, die dem seefahrenden Zeitalter rncht unbekannt
geblieben mar; 2) durch mancherlei Anzeichen eines Landes im
Westen, die man auf ben Azoren und Madeira bemerk hatte; 3> durch
die Phantasieländer der damaligen Seekarten und „das Weltbild
(imago mundi) des Peter d'Ailly; vor allem 4) durch den Vorgang
des florentinifchen Arztes Toscanelli, der dem portugieMen König
schon den gleichen Vorschlag gemacht hatte. Die falsche Berechnung
der Erstrecknng der alten Welt von Westen nach Osten keß dem
phantasiereichen Mann die Sache möglich erscheinen: er war der
irrigen Ansicht, daß der Westweg nach Ostasien halb so groß sei als
der Ostweg (V3 des Erdumfangs, während die westliche Entfernung
Ostasiens in der Tat 2/3 des Erdumfangs beträgt). Er bot die Ms-
sührnnq zuerst dem portugiesischen König, dann dem spanischen
Königspaar an. Zuerst drohte die Sache an dem Spruch einer
Kommission von Gelehrten, der der Gedanke zu wenig wissenschaftlich
begründet schien, zu scheitern. Dann hinderten andere Unter¬
nehmungen die katholischen Monarchen, der Sache näher zu treten.
Schon war Kolumbus im Begriff, nach siebenjährigem Warten stch
nach Frankreich zn wenden, als endlich nach der Einnahme von (Ära-
nada seine Vorschläge Annahme sanden. Man ließ sich seine uner-
hörten Bedingungen gefallen. Ihm und feinen Nachkommen mußte
der Adel, die Würde eines Admirals, eines Vizekömgs, ettt bedeuten¬
der Teil der Einkünfte zugesichert werden. Am 3. August 1492 fuhr
er mit der Santa'Maria, der Pinta und Nimm von Palos ab und
erreichte von den Kämmen aus in 34-tägiger Fahrt, aus der seme
Leute durch ein Tangmeer und durch den Nordostpastat geängstigt
wurden, auch nach seiner Rechnung viel zu srüh für den ^strand
Asiens, am 12. Oktober die Insel Gnanahani, die er S. Salvador 1492,