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Waffen und Schießbedarf. In einem andern Lager sind Kautschuk,
Elfenbein, wertvolle Hölzer und Tierfelle aufgestapelt, bis sie nach
Sansibar oder nach Europa verschifft werden. In dem Lager euro—
päischer Waren versorgt sich jeder, der in das Innere abmarschiert,
mit dem nötigen Bedarf für ein halbes oder ein ganzes Jahr. Da
gibt es ein reges Leben, wenn eine solche Karawane sich ausrüstet
und nun alles bis auf das Waschgeschirr und den Lampenzylinder
beschafft werden muß.
Weiter die Hafenstraße entlang erreichen wir das neue Be—
zirksamtsgebäude. Im unteren Stockwerk sind die Geschäfts- und
Kassenräume des Bezirksamts, im oberen die Wohnräume des Be—
zirksamtmanns und seiner Beamten. Da hier die örtliche Ver—
waltung der Stadt wie der großen Landschaft Usaramo liegt, so
finden wir einen starken Zusammenfluß der farbigen Bevölkerung,
der Araber, Inder und Neger. Hier wird die Hüttensteuer einge—
zahlt; hier werden alle Klagen angebracht, die Verbrecher werden
eingeliefert, und alle Wochen wird ein- oder zweimal Gerichtstag
— Schauri — abgehalten. Der Bezirksamtmann hat die gesamte
niedere Gerichtsbarkeit über die Farbigen in der Hand. Da alle
Eingeborenen ohne Ausnahme das Schauri über alles lieben, die
Gerichtssitzungen aber immer öffentlich sind, so bilden diese stets
ein buntes, malerisches Bild. Stundenlang, den ganzen Vormittag
hindurch, sitzen und hocken die Leute um den Gerichtstisch herum
umd harren geduldig, aber in höchster Spannung, auf den Rich—
terspruch.
In unmittelbarer Nähe des Bezirksamtes erheben sich die Ge—
bäude der katholischen Mission und die großartige, machtvoll auf—
strebende katholische Hauptkirche. Diese ist in langjähriger mühseliger
Arbeit von den Brüdern und deren eingeborenen Zöglingen erbaut
worden. Unmittelbar vor der katholischen Mission liegt hart am
Wasser das große Zollgebäude mit seinen Schuppen und seinen
Lagerräumen. Hier geht jeder nur unfroh ein und aus; denn die
Zollauflage ist sehr bedeutend und wirkt recht lähmend auf Handel
und Wandel.
An das Zollgebäude grenzt das Sewa-Hadji-Hospital für Far—
bige und der von riesigen Mangobäumen beschattete schöne Kirch—
hof. Ein reicher Inder hatte bei seinem Tode einige Grundstücke
und Barmittel zur Errichtung eines Krankenhauses hinterlassen.
Dies Vermächtnis hat zur Gründung dieses stattlichen Gebäudes
geführt, das allen Anforderungen entspricht und außerordentlich
segensreich wirkt. Jeden Morgen wird hier unentgeltlich Sprech—
stunde für alle Farbigen abgehalten. Die Schwerkranken werden