Zug des Darius gegen die Scythen. §. 21.
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Nabonedus) als Nebukaduezar II. zum Könige ausgerufen wurde.
Nach zwei Siegen belagerte Darius die Hauptstadt, welche zum
äussersten Widerstande entschlossen war und dadurch auch die
östlichen Provinzen zum Aufstande veranlasste. Erst nach 20 Mo¬
naten gelang die Wiederunterwerfung Babylons (518), angeblich
durch die List der Selbstverstümmelung des Zopyrus (eines der
sieben persischen Stammhäupter). Darauf zog er nach Medien,
welches einen zweiten Versuch des Abfalls machte, indem ein
gewisser Phraortes sich als angeblicher Nachkomme des Cyaxares
zum Könige aufgeworfen hatte. Dieser wurde in zwei Schlachten
besiegt, gefangen und mit seinen vornehmsten Anhängern am
Galgen aufgeknüpft. Während Herodot nur von einem Aufstande
der Babylonier und Meder berichtet, erfahren wir aus einer (unweit
Bagdad) auf einer Felswand entdeckten (bildlichen Darstellung mit)
Keilinschrift, dass gleichzeitig eine Reihe von Empörungen im
östlichen und nördlichen Theile des Reiches ausgebrochen war,
jedoch ohne Zusammenhang unter einander, durch deren vereinzelte
Bewältigung Darius sich erst seine Herrschaft sicherte. Sogar das
Stammland (Persien) musste mit Waffengewalt wieder unterworfen
werden.
Die Eroberungszüge des Darius.
a) Einen Zug gegen die Scythen jenseits der untern Donau
unternahm Darius (513?) wohl nicht, wie Herodot angiebt, aus
Rache, weil sie früher in Medien eingefallen waren, sondern um
die Grenzen seines Reiches auch nach Europa auszudehnen, was
noch kein Herrscher des Orients versucht hatte, und um demselben
i*eue Handelswege zu eröffnen. Zu diesem Unternehmen mussten
die ionischen Städte (600) Schiffe stellen, welche die Tyrannen,
wie Histiaeus von Milet u. A., bereitwillig herbeiführten. Darius
zog (mit 700,000 Mann?) über den tliracischen Bosporus nach
Europa1), während er die Flotte nach der Donau sandte, um eine
Brücke über den Fluss oberhalb seiner Spaltung zu schlagen. Die
thracischen Stämme wurden ohne Gegenwehr, die Geten (zwischen
Haemus und Donau) von der Uebermacht unterworfen. Nach dem
Uebergang über den Strom Hess er die Griechen zur Bewachung
der Brücke (auf 60 Tage) zurück. Die Scythen aber wichen immer
vor ihm zurück (angeblich bis über den Tanais) und verwüsteten
0 Eine Zeichnung des von Darius zurückgelegten Weges s. in Pütz,
histor.-geogr. Schulatlas, 5. Aufl. I. 1. Blatt.