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alten Kirchenliede heißt, die Hauptstadt des ganzen Landes,
gelangte zu ihrer Würde und Größe, die sie von David an,
durch einen Zeitraum von mehr als 1,000 Jahren behaup¬
tet hat, zu welcher sie weder durch die sie umgebende un¬
freundliche Natur, noch durch ihre frühere Beschaffenheit und
Bedeutung bestimmt schien, lediglich durch den Umstand,
daß den kriegerischen König David die Festigkeit ihrer Burg
bewog, hier seinen Thron, und bei demselben das bisher in
verschiedenen Orten des Landes befindlich gewesene Heilig¬
thum des Herrn aufzuschlagen, an dessen Stelle sein Sohn
Salomo nachmals den prächtigen Tempel auffübren ließ.
Denn da nach dem Gesetz des Moses, der übrigens eine
ganz andere Stätte für das heilige Zelt Jehova's im Sinn
gehabt zu haben scheint, als die vom David erwählte, nur
Ein Heiligthum im ganzen Lande seyn durfte, und da alle
Bewohner des Landes verpflichtet waren, jährlich wenigstens
einmal am Altar des Herrn mit Gebet und Opfern zu er¬
scheinen, so mußte die Stadt, in welcher dieser Altar seine
fortan unveränderte Stelle gefunden hatte, bald zu bedeu¬
tendem Umfang und Ansehn sich erheben. Und so bemer¬
ken wir auch hier, an der Hauptstadt des Landes, was wir
am Lande selbst schon wahrgenommen haben, wie das an
sich, und von Natur Unansehnliche und Geringscheinende,
* durch religiöse Umstande und Wirkungen, die sich damit ver¬
knüpfen, einen hohen Werth und Gehalt bekommt. Es ist
wohl kaum eine Stadt auf dieser Erde, deren Name seit
Jahrtausenden, bei allen Völkern, in allen Gegenden der
Welt so bekannt, und so berühmt geworden, und mit so vie¬
len und eigenthümlichen Empfindungen besonders bei den
Christen, gehört und ausgesprochen worden wäre, als der
Name dieser ursprünglich nicht sehr bedeutenden, in rauhen
Bergen versteckten Stadt der Jebusiter. In frühster Zeit
hieß sie Salem, d. i. Heil, Friede-, und wenn, wie es al¬
lerdings wohl seyn könnte, der 1. Mos. 14, 18 genannte
Ort derselbe ist, der Nachmals in die Gewalt der Jebusiter
kam, so stiege das Alter von Jerusalem auf mehr denn 1,900
Jahre vor Christi Geburt hinauf. Den Namen einer Frie¬
densstadt konnte das von Stürmen des Kriegs so häufig
heimgesuchte Jerusalem eigentlich zu keiner Zeit mit Recht
ter Ort, in einer traurigen Gegend. Das schönste Gebäude ist
die Moschee Omar's. Die berühmte, geschmacklos verzierte
Kirche des heiligen Grabes, soll auf der Stätte, wo Je¬
sus gekreuzigt wurde, stehen, was jedoch sehr unwahrscheinlich ist.