Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

Widukind. §. 16. 
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Rückkehr aus Italien erschien Karl so rasch in Sachsen (an den Quellen der 
Lippe), dass die angesehensten Männer des Volkes ohne Kampf Unterwerfung 
gelobten, sich taufen Hessen und Geisel stellten. An der Lippe ward eine 
drille Festung auf sächsischem Boden, die KarlsEurg, angelegt, wo zahl¬ 
reiche Sachsen mit Weib und Kind sich taufen Hessen. Das nächste Maifeld 
hielt Karl (777) im Sachsenlande (zu Paderborn), um durch das Erscheinen 
der Sachsen auf demselben ihre Zugehörigkeit zum fränkischen Reiche zu 
constatiren und die neuen Unterthanen an die fränkischen Einrichtungen, 
namentlich an den Heerbann zu gewöhnen. Der gefährlichste unter den 
Gegnern der Fremdherrschaft, der Westfale Widukind, erschien nicht 
auf dem Reichstage zu Paderborn, sondern suchte eine Zuflucht bei dem 
Dänenkönige Sigfried, um eine günstige Gelegenheit zu einem neuen Auf¬ 
stande ahzuwarten. Diese fand sich, als Karl nach Spanien zog (s. S. 61). 
Vierter und fünfter Zug (779 und 780). Karl’s Abwesenheit 
in dem entfernten Spanien benutzten die Sachsen zu einer neuen Erhebung, 
unter Anführung des zurückgekehrten Widukind (778). Sie verbrannten 
die Ortschaften (auch die Karlsburg) bis zum Rheine, Köln gegenüber, und 
nicht im Stande den Uebergang über den Rhein zu bewerkstelligen, ver¬ 
wüsteten sie das rechte Rheinufer (von Deutz bisCoblenz gegenüber). Von 
dem ihnen rasch entgegengesandten Heerbanne der Ostfranken und Ale¬ 
mannen wurden sie zurückgetrieben, an der Eder eingeholl und gänzlich 
geschlagen. Im nächsten Jahre (779) aber führte Karl selbst (vomMaifelde 
zu Düren) den fränkischen Heerbann über den Rhein (an der Einmündung 
der Lippe), besiegte die Westfalen (bei Bocholt an der Aa) und drang aber¬ 
mals bis zur Weser und im folgenden Jahre (780) bis zur Elbe vor; allent¬ 
halben unterwarfen sich ihm die Sachsen, huldigten ihm und nahmen die 
Taufe an. So waren auch die Gaue zwischen Ocker und Elbe unterworfen 
und Karl konnte zu einer Organisation (zunächst einer kirchlichen) des er¬ 
oberten Landes übergehen. j( 
Zweiter Krieg, 782—785. Karl hielt das Land der Sachsen 
so sehr für beruhigt, dass er schon sächsische Adelige als seine Be¬ 
amten (als Grafen) einsetzte und vielfache den bisherigen Anschau¬ 
ungen des sächsischen Adels und Volkes widerstrebendeEinrichtungen 
traf. Als plötzlich die Sorben, ein slavischer Stamm zwischen Elbe 
und Saale, einen Einfall in das benachbarte sächsische und thü¬ 
ringische Gebiet machten, sandte Karl ihnen das Aufgebot der Ost¬ 
franken und Sachsen entgegen. Aber statt in dem fränkischen Heere 
Kriegsdienste zu leisten, erhoben sich (782) die Sachsen unter Widu¬ 
kind einmüthig, wie nie, gegen ihre Einstellung in das fränkische 
Heer und gegen die christlichen Missionare. Daher gaben die Ost¬ 
franken den Zug gegen die Sorben auf und wandten sich gegen Widu¬ 
kind, wurden aber (beim Berge Süntel an der Weser) gänzlich auf¬
	        
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