Otto I» der Grosse. §. 19.
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des Königs im Hofgerichte zugleich Aufseher über die königlichen Güter
und Lehen und die Einkünfte des Reiches wurden) in allen Herzogthümern,
theils durch fortwährende Erhöhung der Rechte und der Macht der Geist¬
lichkeit, in der Absicht, an dieser wie an den Pfalzgrafen ein Gegenge¬
wicht gegen die Herzoge zu erhalten. Auch sollte die herzogliche Würde
weder erblich sein noch von der Volkswahl abhangen, sondern er nahm
die Verleihung des Herzogthums wie jedes Reichsamtes als ein Recht der
Krone in Anspruch und war stets darauf bedacht, diese immer noch be¬
deutende Gewalt an ihm völlig ergebene Männer und endlich sogar an seine
nächsten Verwandten zu verleihen (Lothringen an seinen Schwiegersohn
Konrad, Raiern an seinen Rruder Heinrich, Schwaben an seinen Sohn Lu¬
dolf), während er selbst Herzog von Franken und Sachsen war. Dies
verhinderte jedoch nicht, dass die nächsten Verwandten (sein Schwieger¬
sohn Konrad und sein Sohn Ludolf) Empörungen gegen ihn versuchten
(s. auf der Stammtafel S. 78 die Veränderungen des Resitzes im J. 954).
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Otto’s I. Kriege. •■
a. Herstellung der Marken.
Schon auf die Nachricht von Heinrich’s I. Tode hatten die streit¬
barsten slavischen Stämme sich gegen die deutsche Herrschaft er¬
hoben. Die nördlichen, die W e n d e n (bis zur Oder), wurden beson¬
ders durch den tapfern Markgrafen Gero der Zinspflicht und Heeres¬
folge wieder unterworfen, ebenso ihre östlichen Nachbarn, die P o 1 e n;
der dritte (und südliche) Slavenstamm, die Böhmen, unter Boleslav
(Wenzel’s Bruder) beugte sich erst nach zehnjähriger Selbständigkeit
abermals unter die deutsche Herrschaft. Auch der König der von
Heinrich I. zinsbar gemachten Dänen1) erkannte die Oberhoheit
Otto’s I. an. Wie Karl der Grosse, so sah auch Otto der Grosse in
der Bekehrung heidnischer Völker zum Christenthum das wirksamste
Mittel, sie an die deutsche Herrschaft zu gewöhnen. Daher war mit
der Ausbreitung seiner Herrschaft im Osten und Norden die Grün¬
dung von Bisthümern verbunden, welche dem Erzbisthum Hamburg
und dem (968) neu begründeten Erzbisthum Magdeburg untergeord¬
net wurden.
Während des Krieges gegen die Wenden machte Otto’s Schwager,
König Ludwig IV. von Frankreich, einen Versuch sich Lothringens zu be¬
mächtigen, allein Otto drang (940) in Frankreich bis zur Seine vor und
9 Dass Otto I. nicht selbst einen Zug gegen Dänemark unternommen
habe, zeigt 0. Grund in den Forschungen zur deutschen Geschichte XI. 563 ff.,
welchem G. Waitz beipflichtet.