Full text: Die neuere Zeit (Bd. 3)

Portugal. Marquis ▼. Pombal. §. 29. 
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nes gutmüthigen aber unfähigen Sohnes Karl IV. (1788—1808) 
wurden die begonnenen Reformen unterbrochen, die bereits vol¬ 
lendeten, so viel als möglich, rückgängig gemacht. 
§• 29. 
Portagal unter dem Hause Braganza1) seit 1640. 
Portugal hatte unter den ersten Königen aus dem Hause 
Braganza nicht nur seine Unabhängigkeit gegen Spanien behauptet, 
sondern auch das an die Holländer verlorene Brasilien wieder¬ 
gewonnen. Allein durch einen Handelsvertrag mit England gänz¬ 
lich an dessen Politik gefesselt und durch die Verschwendung 
des Hofes (Johann’s V.), trotz der reichen Gold- und Diamant¬ 
gruben Brasiliens, verarmt, war das Land in einen Zustand ganz« 
licher Ohnmacht versunken, als Joseph’s I. unumschränkter 
Minister Carvalho, Marquis von Pombal (1750—1777), 
eine gewaltsame Umgestaltung des Reiches nach dem Mercantil- 
8ystem begann. 
Nach dem Grundsätze dieses Systems, das eigene Land von der 
Einfuhr fremder Producte unabhängig zu machen, liess er sogar, um 
den Ackerbau zu befördern, eine Menge Weinberge zerstören; dem 
Handel und Gewerbfleisse suchte er durch Aus- und Einfuhrverbote 
aufzuhelfen; den durch das schreckliche Erdbeben von 1755 (1. Nov.) 
zerstörten westlichen Theil von Lissabon (30,000 Menschen kamen 
um) baute er prächtiger und regelmässiger wieder auf, dem Adel 
entzog er die ihm früher geschenkten Besitzungen in Amerika. Am 
leidenschaftlichsten zeigte sich sein Eifer gegen die Jesuiten, die 
seinen Plänen entgegenwirkten, und ein misslungener Mordversuch 
gegen den König gab ihm Gelegenheit, sich nicht nur seiner Feinde 
unter den Grossen zu. entledigen, sondern auch die Jesuiten als 
Urheber und Mitwisser dieses Verbrechens darzustellen und dieselben 
durch einen königlichen Befehl aus allen portugiesischen Ländern 
zu verbannen (1759). 
Als auf Joseph I. dessen Tochter Maria I. folgte, wurde 
Pombal entlassen, vor Gericht gestellt, zum Tode verurtheilt, 
aber begnadigt und die meisten seiner „Reformen“ aufgehoben; 
doch die Bemühungen der Jesuiten, die Widerrufung ihres Ver- 
bannungsurtheils zu bewirken, blieben ohne Erfolg. 
1) Könige in Portugal: Johann IV. (1640—1656), Alfons (1657—1667), 
Pedro II. (1667—1706), Johann V. (1706—1750), Joseph I. (1750—1777), 
Maria I. (1777-1816).
	        
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