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In die Zeit der gemeinsamen Regierung Pippins und Karlmanns fallen eine
Empörung des Stiefbruders Grifo und Abfallversuche der Alamannen und Bayern
(Oatilo!) im Bunde mit den Sachsen.
Die weltgeschichtliche Bedeutung des hl. Bonifatius liegt weniger in seiner
Missionsthätigkeit (bei Friesen, Thüringern, Hessen) als vielmehr darin, daß er die
entartete und Ron, entfremdete fränkische Landeskirche reformierte und in enge
Verbindung mit dem römischen Stuhle brachte, daß er ferner als Erzbifchof und
päpstlicher Legat eine große Anzahl von überrheinischen Bistümern (so für Bayern
Regensburg, Freising, Salzburg, Passau) organisierte, zu einer Kirchenprovinz vereinigte
uud dem zum erzbischöflichen Sitz (Metropole) für Deutschland erhobenen Mainz unter-
ordnete und zugleich der päpstlichen Gerichtsbarkeit (dem päpstlichen Primat) unterstellte.
Vor ihm war die Organisation der deutschen Kirche wie ihr Zusammenhang mit Rom
ein nur sehr lockerer gewesen. 754 erlitt Bonifatius als Missionär in Friesland den
Märtyrertod.
Neben Mainz wurden später andere Städte zu erzbischöflichen Sitzen
und damit zu Mittelpunkten besonderer Kirchenprovinzen erhoben, unter Karl dem
Großen Köln, Trier, Salzburg (für Bayern und die südöstlichen Slavenländer), unter
Ludwig dein Frommen Hamburg — Bremen (für den skandinavischen Norden), unter
Otto 1. Magdeburg (für die nordöstlichen Slavenländer).
M Neue Erhebungen hatten dringend gemahnt, der Zwitterstellung des
Herrschers im Frankenreich, der königliche Gewalt hatte, aber nur Hausmeier
hieß, ein Ende zu machen, denjenigen, „dem der Herr die Sorge der Regierung
anvertraut hatte," nicht bloß tatsächlich, sondern auch rechtlich an die Stelle
des Königtums zu setzeu. 752 ließ sich Pippin zu Soissous durch die
weltlichen Großen des Frankenreiches auf den Schild erheben, den letzten
Merovinger, Childerich III., aber verwies er in ein Kloster. Die Salbung
durch den Erzbischos Bonifatius, gauz besonders die päpstliche Gutheißung
nahmen der Erhebung Pippins zum Frankenkönig deu Charakter eines gewalt-
samen Staatsstreiches.
* Über das merovingifche S ch a t t e n kö n i g t um f. Einhard, Vita Karoli
Magni c. 1:
Gens Meroingorum, de qua Franci reges sibi crearc soliti erant, usque in Hil-
dricum regem, qui iussu Stephani (Zachariae!) Romani pontificis depositus ac detonsus
atque in monasterium trusus est, durasse putatur. Quae licet in illo finita possit
videri, tarnen iam dudum nullius vigoris erat, nec quicquam in se darum praeter
ihane regis vocabulum praeferebat. Nam et opes et potentia regni penes palatii prae-
fectos, qui maiores domus dicebantur et ad quos summa imperii pertinebat, teneban-
tur. Neque regi aliud relinquebatur, quam ut, regio tantum nomine contentus, crine
pr -fuso, barba summissa, solio resideret ac speciem dominantis effingeret, legatos
undecumque venientes audiret eisque abeuntibus responsa, quae erat edoctus vel etiam
iussus, ex sua velut potestate redderet; cum praeter inutile regis nomen et precarium
vitae Stipendium, quod ei praefectus aulae prout videbatur exhibebat, nihil aliud
proprii possideret quam unam et eam praeparvi reditus villam, in qua dorn um et
ex qua famulos sibi necessaria ministrantes atque obsequium exhibentes paucae
numerositatis habebat. Quocumque eundum erat, carpento ibat, quod bubus iunctis