Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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führte zur Erneuerung des engen Bundes mit der Kirche, zur Er- 
Neuerung der Pippinischen Schenkung. Nach der Rückkehr Karls wurde 
Pavia zur Übergabe gezwungen. Der Langobardenkönig endete mit Gemahlin 
und Tochter hinter der Klostermauer, sein Sohn (Adalgis) war nach Byzanz 
entkommen. Das Langobardenreich wurde dem Frankenreich einver- 
leibt. Der spätere Versuch, mit byzantinischer Hilfe das Frankenjoch abzuschüt- 
telit, hatte nur die Befestigung der fränkischen Herrschaft und die Unterwerfung 
des letzten noch selbständigen Herzogtums, Benevents, zur Folge. Karl, 
der den Titel eines Königs der Langobarden und eines Patrizins der 
Römer angenommen, betrachtete sich auch als Erben der langobardischen 
Ansprüche, als Herrn von ganz Italien. 
5. Unterwerfung des bayerischen Herzogtums. 
a) 781. Sieben Jahre nach der Eroberung des langobardischen 
Reiches, bei seiner zweiten Anwesenheit am päpstlichen Hose, Ostern 781, trat 
Karl zum erstenmal an die Lösung der bayerischen Frage heran. Das Er- 
gebnis der hierüber in Rom zwischen Karl und Papst Hadrian I. gepflogenen 
Verhandlungen war die Absendnng einer gemeinsamen Gesandtschaft an 
Tassilo II., u n den Herzog an die Eide zu erinnern, welche er Pippin und 
dessen Söhnen geschworen. Jedes Rückhalts beraubt, erneuerte Tassilo auf 
einer Reichsversammlung zn Worms den Vasalleneid und stellte Geiseln. 
Seit dem Jahre 763 mar der Herzog tatsächlich unabhängig gewesen. Der 
aquitanisrfie Krieg, der Zwist zwischen Karl und Karlmann, der Rückhalt an der Kurie 
und am langobardischen Hofe waren die Lebensbedingungen der bayerischen Selbstän- 
bigfeit gernesen. Bereits aber ist der Widerstand Aquitaniens endgültig gebrochen, bereits 
ist Karlmann gestorben und damit die Einheit des fränkischen Reiches miederhergestellt, 
bereits ist auch das Langobardenreich der Frankenherrschaft einverleibt und die römische 
Kurie in das engste Verhältnis zu Karl dem Großen getreten; nunmehr ist Karl der 
Fesseln entledigt, die ihm Tassilo gegenüber die Hände gebunden. 
b) 787. Doch bald kam es zu Reibereien zwischen dem Herzog 
einerseits Mitgliedern des hohen Klerus und königlichen Vasallen in Bayern 
andererseits. Vom König zur Verantwortung gezogen, weigerte sich Tassilo 
vor demselben zu erscheinen. Als aber Karl 787 von drei Seiten her seine 
Heere gegen Bayern vorrücken ließ, als nicht bloß der fränkisch gesinnte 
Teil des Klerus und die königlichen Lehensleute gegen den Herzog Partei 
ergriffen, als die Drohung mit dem päpstlichen Banne auch unter der übrigen 
Bevölkerung zu wirken begann, suchte der Herzog noch einmal sein Heil in 
einer vollständigen Unterwerfung unter den Frankenkönig und erhielt 
Bayern als fränkisches Lehen zurück. 
ß 788. Im Sommer des folgenden Jahres 788 fand ein Reichstag 
zu Ingelheim statt. Hier wurde Tassilo in offener Versammlung verhaftet 
und wegen Hochverrats und der (763) begangenen „Harisliz" zum Tode ver-
	        
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