Full text: Das Altertum (Teil 1)

75 
nicken, „hei," denkt er, „meinst du mich? Ich bin schon dabei!" Lr 
stampft mit den Vorderbeinen und geht einige Schritte zurück. Der Junge 
nickt weiter. „Gleich!" meint der Bock, nimmt einen Knlauf, bäumt sich 
auf den Hinterbeinen empor, und „puff!" gibt's einen Stoß: der Bock 
an des Buben Kopf, der Bub' rückwärts hinunter vom Stamme, das 
Buch empor, hoch in die Suft! 
4. heulend rafft der Junge sich auf und eilt in das Haus. hat 
er keinen Buchstaben im Kopfe, hat er doch eine Beule daran. Der Bock 
aber steht, verwundert über den leichten Sieg, im Wege und wartet, ob 
wieder ein Junge kommt, der nichts gelernt hat und auf der Straße dann 
einschläft. Hermann Wagner. 
NO. Vom Spätzchen. 
Es war einmal ein kleiner Spatz. Der hatte sich’s wohl sein 
lassen mit den anderen Brüderchen im Nest. Es hatte ihm be¬ 
hagt, daß er nur den Schnabel aufzumachen brauchte, um satt zu 
werden. Vater und Mutter flogen immer eifrig hin und her und 
brachten Würmchen und Käfer, Samenkörner und Krümchen. Da¬ 
von waren die Kleinen auch mit jedem Tage größer geworden, 
und Federn und Flügel waren reichlich gewachsen. 
„Kinder,“ sagte der Vater, als er wieder einmal alle vier 
Schnäbel versorgt hatte, „jetzt heißt es fliegen lernen; — heut’ 
wird probiert.“ 
Alle machten sich vergnügt daran. Sie hüpften auf den Rand 
des Nestes, schwangen die Flügel, flogen auf den nahen Zweig 
und von da immer ein Stückchen weiter. Nur unser Spätzchen 
wollte nicht, denn es war faul. „Ich kann nicht, Mutter, ich kann 
wirklich noch nicht!“ rief es und piepte ganz kläglich. 
Am andern Tag fing die Sache wieder so an. Die Brüder 
und Schwestern konnten schon niedlich fliegen. Nur Faulpelzchen 
erklärte, es ginge nicht. 
„Eine Katze, eine Katze!“ — rief da die Mutter plötzlich. 
„Schwrrr! breiteten die fleißigen Spätzchen ihre Flügel aus, 
und zitternd kauerte das faule in dem Nest. Da — ein Blick auf 
die funkelnden Augen der Katze - und es probierte, aufzufliegen. 
Siehe da, es ging auch. Gerade als die Katze die Pfote nach ihm 
ausstrecken wollte, flog es davon, den anderen nach auf den 
nächsten Baum. „Ach, siehst du, wie fein du fliegen kannst!“ 
sagte die Mutter Sperling zum Söhnlein, indem sie ihm einen 
fetten Maikäfer zum Lohn brachte. „Merk’ dir’s! Man weiß nie, 
was man kann, ehe man es versucht hat.“ Helene Binder.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.