Friedrich Barbarossa. 27
und sprach: „Stehet auf, lieber Herr und Gemahl; Gott wird euch helfen; Ihr
werdet einst dieses Tages und dieses Hochmuts gedenken!" Der Kaiser erhob sich;
Heinrich kehrte trotzig nach Deutschland zurück.
So mußte Friedrich den Kampf mit dem übermütigen Feinde allein aufnehmen
und wurde trotz aller Tapferkeit bei Legnano, unweit Mailand, 1176, gänzlich
geschlagen. Durch den Verlust dieser entscheidenden Schlacht sah sich Friedrich ge¬
nötigt, mit seinen Feinden einen Waffenstillstand zunächst auf sechs Jahre zu schlie¬
ßen. Auch mit bem Papste versöhnte er sich.
Zürnend gegen Heinrich den Löwen kehrte nun Friedrich nach Deutschland
zurück. Viermal ließ er ihn vor den Reichstag vorladen. Der Löwe kam nicht.
Da sprachen die versammelten Fürsten die Acht aus über Heinrich und erklärten ihn
seiner Länder, Baiern und Sachsen, verlustig. Der Löwe griff nun zu den Waffen;
allein er ward geschlagen und bat zu Erfurt seinem Kaiser knieend um Gnade.
Friedrich hob ihn weinend auf. Drei Jahre mußte Heinrich in der Verbannung
leben; er ging nach England zu seinem Schwiegervater, bem König Heinrich. Von
all seinen Länbern behielt er nur Brauuschweig unb Lüneburg, sein väterliches
Erbe.
Ler Waffenstillstand mit Italien würbe später zu Kostnitz in einen vollstän-
bigen Frieden umgewandelt. Der Kaiser blieb Lberherr ber Lombardei; die Städte
abei^ wählten ihre Cbrigfeiten selbst. Im folgenden Jahre ging Friedrich zum
sechjten Male nach Italien; diesmal ohne Heere; überall, wohin er kam, wurde
er mit Jubel empfangen.
4* Friedrichs Kreuzzug und Tod. Auf einmal kam die Kunde aus dem
Morgenlande, daß Jerusalem wieder in die Hände der Türken gefallen sei. Sultan
Saladin von Ägypten hatte es erobert. Da zog der greise Held an der Spitze
eines großen Heeres durch Deutschland, Ungarn und die Balkanhalbinsel hinüber
nach Kleinasien. Sein Sohn Heinrich übernahm für ihn einstweilen die Regierung
m A eutichland. Aber Friedrich sollte das Ziel seiner Kreuzfahrt nicht erreichen.
,’Us er m Kleinasien ans seinem Streitroß den Fluß Saleph durchschwimmen
wollte, rillen ihn die Wellen mit fort. Eine Strecke unterhalb zog man den Kaiser
al« Reiche aus dem Wasser. Zu Antiochien wurde die teure Leiche in feierlicher
etiüe beigesetzt. Unbeschreiblich war der Jammer des Heeres, unbeschreiblich die
Trauer des ganzen Volkes, als die Schreckenskunde nach Deutschland kam. Das
Volk konnte lange gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser ein solches Ende ge¬
nommen. Ta^jnit ihm die Herrlichkeit des Reichs dahin war, so versetzte ihn bie
^vrlm Kysfhänser in Thüringen, wo er schlafend in den unter-
irdischen Raumen an einem Marmortisch sitzt, ans dessen Rand er sein Haupt ge¬
lehnt Dreimal sei sein rötlicher Ban nun schon um den Tisch gewachsen. Den
Gipfel des Berges umkreisen Raben; enbtich aber wirb ein Abler kommen und sie
hinwegicheuchen. Dann erwacht der alte Barbarossa und erneuert des Reiches
Herrlichkeit. _-Uese schöne Lage zeigt uns, in welcher Verehrung der Kaiser
Friedrich bet seinem Volke stand.
, des Kreuzzuges. Viele Kreuzfahrer waren nach dem Tode
bes Äunery wieder m ihre Heimat zurückgekehrt. Den Rest des Heeres führte
orr'1 mZ, hn, Herzog Friedrich von Schwaben, nach dem gelobten Lande.
Auch Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von Enaland
hatten Meere F schiffe _ nach Palästina geführt. Bei der Eroberung des festen
,, re wurden die Leuycheu von Richard Löwenherz bitter gekrankt. Denn als
Leopold von Österreich die deutsche Reichsfahne auf einen? Turme aufpflanzte,
Uetz sie der stolze Richard herunterreißen und in den Kot treten. Da zogen die
Deutschen ab, und auch Philipp kehrte heim. Der Kreuzzug wurde von den Eng¬
ländern fortgesetzt, endete jeboch wieder erfolglos. Jerusalem blieb in den Händen
«w i-ti TO9en* 5 der Heimreise wurde Richard durch einen Sturm ins
v! sr ^schlagen Man landete bei Aqmleja. Auf dem Wege durch
Österreich wurde Richard erkannt und von dem schwerbeleidigten Herzog Leopold