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8 92. Der nordische Krieg.
der Dänen in das schwedische Wesergebiet mit der Eroberung Jütlands
und einem kühnen Winterfeldzuge über die Belte nach Seeland bestraft,
gleich nach dem Friedensschlüsse zu Röskild (1658) aber den Krieg
gegen Dänemark aufs neue begonnen. Nur sein früher Tod und das
Einschreiten Hollands und Brandenburgs brachten den Frieden zu
Kopenhagen 1660 zu Stande, in welchem Schweden die Südspitze
der skandinavischen Halbinsel (Schonen u. s. w.) gewann, während ihm
gleichzeitig im Frieden zu Oliva Livland und Esthland von Polen
abgetreten wurde.
Als nun Schweden unter Karl XI. (1660—1697) seine Waffen¬
ehre gegen Brandenburg eingebüßt hatte (§ 88), und dem Könige ein
15jähriger Sohn, Karl XII., (1697—1718) folgte, da verbanden sich
Rußland, Polen und Dänemark, um die schwedische Macht, seit
Gustav Adolf die erste des Nordens, zu brechen. Dänemark begann
den Kampf, 1700, um wieder zu gewinnen, was es im Kopenhagener
Frieden verloren. Aber Karl XII. zwang durch eine rasche Landung
auf Seeland König Friedrich IV. schon nach wenigen Monaten zum
Frieden von Travendal.
Noch in demselben Jahre, 1700, schlug Karl ein bedeutend über¬
legenes russisches Heer bei Narwa in Esthland. Nun aber verfolgte
er mit Eigensinn den ihm verhaßtesten Gegner, August II. von Polen
und Sachsen, nahm nach wiederholter Besiegung der Sachsen einen
großen Teil des Königreichs ein, ließ August absetzen und den Grafen
Stanislaus Leszinski zum Könige von Polen wählen, 1704, und rückte
dann, nach einem neuen Siege (bei Fraustadt), durch Schlesien nach
Sachsen, so daß August sich endlich gezwungen sah, im Frieden zu
Altranstädt 1706 dem Bunde mit Rußland, wie dem polnischen Throne
zu entsagen (Patkul).
Unterdessen hatte Peter der Große Jngermannland, zum Teil
auch Livland und Esthland erobert und St. Petersburg an der
Newa 1703 gegründet und befestigt. Gegen ihn zog jetzt Karl XII.,
ließ sich aber von dem Kosakenhetmann Mazeppa verleiten, nach
Moskau den Weg durch die Ukraine zu nehmen, und als er in dem
harten Winter 1708—1709 unter schweren Verlusten bis zu der Haupt¬
stadt der Ukraine, Pultäwa, durchgedrungen war, so wurde er daselbst
1709 völlig geschlagen und zur Flucht über den Bug in die Türkei
gezwungen. Der Rest seines tapferen Heeres starb in russischer Ge¬
fangenschaft. Vergebens strebte Karl, ein Gast der Pforte in Bender,
mit Heeresmacht zurückzukehren; auch ein Feldzug der Türken, durch