fullscreen: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

Sonelt. (Morike. Platen. Lmgg .) 
Es scheint ein langes, ew'ges Ach zu wohnen 
In diesen Lüften, die sich leise regen; 
Aus jenen Hallen weht es mir entgegen, 
Wo Scherz und Jubel sonst gepflegt zu thronen. 
Venedig fiel, wiewohl's getrotzt Aeonen; 
Das Rad des Glücks kann nichts zurückbewegen; 
Oed' ist der Hafen, wen'ge Schiffe legen 
Sich an die schöne Riva der Sclavonen. 
Wie hast du sonst, Venetia, geprahlet 
Als stolzes Weib mit goldenen Gewändern, 
So wie dich Paolo Veronese malet! 
Nun steht ein Dichter an den Prachtgeländern 
Der Riesentreppe staunend und bezahlet 
Den Thränenzoll, der nichts vermag zu ändern! 
Platen. 
Mittags;anber. 
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsschwüle 
Auf Thal und Höh' in Stille sich gebreitet, 
Man hört nur, wie der Specht im Tannicht scheitet, 
Und wie durch's Tobel rauscht die Sägemühle. 
Und schneller fließt der Bach, als such er Kühle, 
Die Blume schaut ihm durstig nach und spreitet 
Die Blätter sehnend aus, und trunken gleitet 
Der Schmetterling vom seidnen Blüthenpfühle. 
Am Ufer sucht der Fͤhrmann sich im Nachen 
Aus Weidenlaub ein Sonnendach zu zimmern, 
Und sieht in's Wasser, was die Wolken machen. 
Jetzt ist die Zeit, wo oft im Schilf ein Wimmern 
Deu Fischer weckt; der Jäger hört ein Lachen, 
Und golden sieht der Hirt die Felsen schimmern. 
2.
	        
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