§ 27. Das Ende der Hohenstaufen und die Verhältnisse in Deutschland. 115
sondern auch hier haben die Könige seit Mitte des 12. Jahrhunderts den
deutschen Kolonisten Tor und Tür geöffnet, Bauern aus Flandern und vom
Nieder- und Mittelrhein (fälschlich „Sachsen" genannt) mit großen Vor-
rechten in Siebenbürgen angesiedelt, Bürger in die Städte aufgenommen
(Ofen, Preßburg) und dem deutschen Orden im Burzenlande die
Wacht gegen die mongolischen Kumanen (s. u.) anvertraut (um 1210).
Auch die folgenreichste Leistung deutscher Kolonisationstätigkeit Die Eroberung
in jener Zeit, die V e r d e n t sch n n g P r e n ß e n s, ist ohne Friedrichs II. SSM
Mitwirkung ausgeführt worden. Zwar gab er seinem Freunde und BlS 1280'
Berater, dem Hochmeister des Deutschordens HermannvonSalza,
die Zusage, daß das Kulmer Land und Preußen, zu dessen Eroberung
ihn der polnische Vasall Herzog Konrad von Masowien ausge-
fordert hatte, ein Reichsfürstentum bilden sollten (1226); aber an dem
schweren Werk der Gewinnung dieses wichtigen Landes hat das deutsche
Königtum keinen Anteil gehabt1). — Auch da blieb des Kaisers Ein-
greifen aus, wo von den Fürsten behufs Ausbreitung ihrer Territo-
rialgewalt schwere Gewalttaten gegen die eignen Volksgenossen ver-
übt wurden, so in dem Falle der Stedinaer B , die
einen 40 jährigen Verzweiflungskampf gegen die Grafen v o n O l d e n - " *
bürg und die Bremer Erzbischöse führten, weil sie in ihrem Un-
abhangigkeitssinne unbegründete Abgaben verweigerten. Aus Rück-
ficht auf seine italienische Politik, der damals ein gutes Verhältnis
zum Papste erwünscht war, sah Friedrich der grausamen Vergewalti-
gung der Stedinger, die zu „Ketzern" erklärt worden waren, gleich-
gültig zu. — Ebensowenig gestatteten die italienischen Verhältnisse dem
Kaiser, dem Deutschen Reiche in der furchtbaren Gefahr zu Hilfe zu
eilen, die ihm durch das Vordringen der Mongolen drohte.
Der Mongoleneinfall. Rußlands Unterjochung. Zu Anfang des 13. Die Mongolen.
Jahrhunderts hatte sich ein gewaltiger Tatarenhäuptling, Temudschin,
zum Dschingis-Khan, d. h. höchsten Herrscher aller Horden3) der Mon-
golei, gemacht (Hauptstadt Karakorum.) Dem neuen Gesamtvolke den Krieg
als erstes Gesetz hinstellend, unterwarf er zunächst in Asien Teile von China',
Indien, Persien und ganz Turkestan unter fürchterlichen Greueln und
Verwüstungen (Samarkand, Buchara, Chiwa). Dschingis-Khans Söhne
drangen dann bis ins europäische Rußland vor und überließen dem Sohne
des Ältesten von ihnen, Batu, die Eroberung des Abendlandes. Seine Heere
zerstampften die Reiche der Wolgabulgaren (s. S. 28 Anm. 1) und der
türkischen K u m a n e n, die nach den von den Russen vernichteten C h a s a r e n
@rtrnmVJ?C ®e$.ic?c ^ Preußischen Ordensstaates einschließlich der deutschen
Kolonisation m 2tbland findet sich in Teil IX § 6.
<*,>*» .24rtL®! Cy " £er r(b:. ^ Gestadebewohner) saßen zwischen Weser, Hunte und
Jade, ihre Gebiete wurden spater mit fremden Kolonisten besetzt.
3) „Horde" bedeutet wahrscheinlich „Lagerplatz, Standquartier".
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