Full text: Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima (Teil 8)

§ 54. Die Errettung des deutschen Protestantismus und der Ausgang des Krieges. 235 
er sittenstreng, menschenfreundlich und leutselig gegen jedermann. Wahre, 
lautere Frömmigkeit bildete den Grundzug seines Wesens. 
Sein Heer war tu Anbetracht des schwachbevölkerten Landes nicht Sein Heer, 
besonders stark, aber es bestand nicht aus vaterlandslosen, räuberischen 
Söldnern, die ihren Arm heute an die Liga, morgen an die Lutherischen 
verkauften, sondern fast lediglich aus schwedischen und finnischen 
Bauernsöhnen, die von den einheimischen Edelleuten befehligt 
wurden, und es zeichnete sich durch vorzügliche Manneszucht aus. 
Er hatte ihm größere Gliederung und Beweglichkeit gegeben und unter 
anderem leichte Geschütze eingeführt. 
Der Krieg mit der polnischen Linie, die nicht auf Schweden verzichten Seme 
wollte, gab dem ehrgeizigen jungen Könige Gelegenheit zu bedeutenden Um "n0e" 
Eroberungen im Gebiet der Ostsee, so daß er sich auch mit Dänemark und 
Rußland verfeindete. Finnland gehörte seit seiner Bekehrung 
(12. Jahrh.) zu Schweden, Esthland war im 16. Jahrhundert er- 
worben worden (f. S. 214 Anm. 2); Gustav Adolf nahm den Ruffeu 
Jngermanland und Karelien, den Polen Teile von Livland 
und näherte sich dadurch immer mehr dem Ziele seines Ehrgeizes, dem 
dominium maris Baltici. Dabei mußte er mit dem Kaiser feindlich zu- 
sammenstoßen, der gleichfalls nach dem Norden Europas übergriff. 
So hatte der schwedische König zahlreiche Gründe zum Eingreifen"effefn ü/beu 
in den deutschen Krieg. Der Kaiser hatte Polen offen unterstützt, seine deutschen"Krieg" 
Verwandten, die Herzöge von Mecklenburg, geächtet, auf Pom- 
mern, dessen Herzogshaus zu erlöschen drohte, sein Augenmerk gerichtet, 
war also sein Wettbewerber im Kampf um die Ostseeherrschaft ge- 
worden. Andrerseits stand und fiel das Königtum seiner Linie mit 
dem Protestantismus, dem er zudem in reinster Überzeugung ergeben 
war, und so war die Unterstützung der deutschen Protestanten für ihn 
ebensosehr Herzenssache wie politische Notwendigkeit. 
Nachdem Frankreich, das dem Anwachsen der Habsbnrgischen 
Macht nicht mehr ruhig zuzusehen entschlossen war, 1629 einen 
Frieden zwischen Schweden und Polen vermittelt und Gustav Adolf 
seine weitere Hilfe in Aussicht gestellt hatte, landete dieser am 6. Juli 
1630 in Pommern unfern der Peenemünduug. Sein Heer zählte 
nur 16000 Mann, aber bald war Pommern in seiner Gewalt. 
Anfangs traten nur wenige protestantische Fürsten und Städte 
(so Hessen-Kassel, Weimar, Magdeburg) auf seine Seite; vielmehr 
lehnte die Mehrheit, darunter Johann Georg von Kursachsen Der Bund der 
und Georg Wilhelm von Brandenburg, den Anschluß an setSmo" 
Schweden im Konvent zu Leipzig ab, verlangten aber vom 
Kaiser die Aufhebung des Restitutionsedikts. Dagegen schloß jetzt 
Frankreich einen Subsidienvertrag mit Gustav Adolf ab. Vertrag 
Diesem kam es vor allem darauf an, das seit Ende 1630 von Tilly 
und Pappenheim belagerte Magdeburg zu entsetzen, dessen Ver- 
teidigung ein schwedischer Oberst leitete. Aber ehe er der bedrängten
	        
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