Object: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

IV. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 107 
87. Wie kommt man mit seinem Verdienste aus? 
„Jede Haushaltung hat den Zweck, das Leben so behaglich ein¬ 
zurichten, daß sich die ganze Familie zufrieden und glücklich fühlt und 
an einem solchen häuslichen Leben ihre Freude hat." 
Wollen Vater und Mutter ein solch glückliches Familienleben 
führen, so müssen sie ^u allererst darauf bedacht sein, daß sie mit 
ihrem Verdienste auskommen und keine Schulden machen. Mit den 
Schulden zieht die Sorge, die Unzufriedenheit ins Haus ein, und dann 
— ist der häusliche Friede bald eutflohen. 
Es gibt nun leider viele Menschen, die ein hübsches Stück Geld 
verdienen und doch nie auf einen „grünen Zweig kommen". Wo fehlt 
es bei diesen? — Sie geben ihr Geld an falscher Stelle aus. 
Wer vorwärts kommen will, muß sich vertraut machen mit den 
rechten Grundsätzen, nach denen die Ausgaben in der Haus¬ 
wirtschaft zu regeln sind, und sich sodann streng nach ihnen richten. 
Die wichtigsten davon heißen: 
1. Richte dich bei deinen Ausgaben nach deinen Ein¬ 
nahmen ! 
Wer jährlich 1000 M. zu verzehren hat, muß sein Leben anders 
einrichten als der, der 3000 M. Einkommen hat. 
Die Ausgaben dürfen nie die Einnahmen übersteigen; es muß 
etwas übrig bleiben. 
2. In erster Linie sorge für das Notwendigste! Wer, 
ohne es nötig zu haben, sich mit mangelhafter Kost begnügt, unter¬ 
gräbt leichtsinnig seine Gesundheit; vom Munde absparen ist also 
unklug. Schlecht ernährte Leute müssen sehr oft ihre ersparten Groschen 
dem Doktor und Apotheker zutragen. Wer aus Sparsamkeit in einer 
billigen, aber dumpfen und feuchten Wohnung lebt, ist ebenfalls ein 
Tor. Für die Kleidung jedoch wird häufig zu viel aufgewendet. Nach 
dem Notwendigen kommt erst das Wünschenswerte. Mache 
keine Ausgabe, ohne vorher reiflich zu überlegen, ob sie nötig ist. Nicht 
fragen: „Kann ich's brauchen?", sondern „Kann ich's ent¬ 
behren?" Ohne Überlegung Geld ausgeben ist ebenso schlimm wie 
Geld verlieren. Wie viel wird verschleudert au Hausierer, bei öffent¬ 
lichen Versteigerungen und bei Ausverkäufen! 
3. Die erworbenen Vorräte sind sparsam zu nerinenben! 
„Erwerben macht es nicht allein, und gründlich alles teilen ein, 
mußt's Sparen auch versteh'n wenn's wohl im Haus soll steh'n." 
„Die Frau kann mit der Schürze mehr ans dem Hause tragen, 
als der Mann mit dem Erntewagen einfährt." „Ein Pfennig, den 
die Frau erspart, ist so gut als der Taler, den der Mann verdient." 
Die Mutter muß also um die rechte Führung des Haushaltes 
zumeist besorgt sein. 
Es gibt Hausfrauen, die sind geübt im Kochen, sehr tüchtig und 
fertig im Nähen und Stricken, halten ängstlich und peinlich aus Rein¬ 
lichkeit — uud können doch nicht haushalten! Sie wissen niemals
	        
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