fullscreen: Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

135. Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg, 1775—1783. 9 
zelnen Kolonien bei weitgehender republikanischer Selbstverwaltung fast 
selbständig da. Gemeinsame Beziehungen ergaben sich aus den Kämpfen 
gegen die Indianer und Franzosen. Wirtschaftlich aber waren sie unfrei, 
da die englische Regierung fremde Nationen vom Warenverkehr mit ihren 
Kolonien ausschloß (vgl. die Navigationsakte Cromwells), ferner den Kolo- 
nisten die Fabrikation in Eisen untersagte. So waren diese für zahlreiche 
Lebensbedürfnisse auf die Zufuhr aus England angewiesen. Freilich wurde 
die englische Maßregel durch einen schwunghaften Schmuggel an der Hafen- 
reichen Küste zum guten Teil hinfällig. 
Durch den Krieg gegen Frankreich (1755—1763) war die Staats¬ 
schuld Englands bedeutend gestiegen. Da der Krieg im Interesse der 
Kolonien geführt war, suchte die englische Regierung diese zur Bestreitung 
der Kosten heranzuziehen, verfügte die Einführung des Stempelpapiers 
(alle Verträge waren nur rechtsgültig, wenn sie auf diesem Papier nieder- 
geschrieben waren) und erhob Abgaben von Waren, die aus England ein- 
geführt wurden. Die Amerikaner aber wollten sich nach dem altenglischen 
Grundsatz: „No taxation without representation", nicht von einem Par- 
lament besteuern lassen, in dem sie nicht vertreten waren, und auch im 
Parlament selbst standen viele auf ihrer Seite. Die Regierung nahm 
deshalb ihre Maßnahmen zurück bis auf einen kleinen Teezoll, den sie 
des Prinzips wegen beibehielt. Aber gerade um das Prinzip war es den 
Amerikanern zu tun. Der Streit nahm eine schärfere Form an, als 1773 1773. 
in Boston vermummte Bürger die Ladung von drei englischen Teeschiffen 
ins Meer warfen. Georg II. ließ den Hafen von Boston sperren, und 
dies veranlagte die übrigen Kolonien, mit Boston gemeinsame Sache zu 
machen und Abgeordnete zu einem Kongreß nach Philadelphia zu 
schicken, der alle Handelsverbindungen mit England abzubrechen beschloß. 
2. Der Verlauf des Krieges. 1775 begannen die Feindseligkeiten 1775. 
gegen die von England gesandten Truppen, unter denen sich auch viele 
gekaufte Deutsche, namentlich Hessens befanden. Zum Oberbefehlshaber 
ernannte der Kongreß Georg Washington, einen virginischen Pflanzer, 
der im Kriege gegen Frankreich als englischer Offizier seine militärische 
Ausbildung erworben Hatte. Mit großer Geschicklichkeit und Uneigennützig- 
keit führte Washington die schwierige Aufgabe durch, mit ungeschulten, 
mangelhaft ausgerüsteten Milizen, Landleuten und Handwerkern, die nach 
kurzer Dienstzeit nach Hanse gingen, um anderen Platz zu machen, gegen 
geübte Soldaten zu kämpfen**). Trotz mancher Verluste erklärte der 
Kongreß 1776 die Unabhängigkeit der Kolonien von England. Um 1776. 
biefert Schritt zn rechtfertigen, stellte er eine Erklärung der natürlichen 
Menschenrechte voran, die in dem Satze gipfelte, daß jeder Mensch ein 
„Blinde Hessen" genannt, weil sie wie blind darauf losgingen. 
**) Um die Organisation des amerikanischen Heeres machte sich der frühere 
preußische Offizier von Steuden verdient.
	        
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