6 Das Zeitalter der Reformation.
zum Studium des Augustinus (II, § 12) und der H. Schrift führte,
das er, feit 1508 an der Universität Wittenberg lehrend,
eifrigst fortsetzte. Eine Reise nach Rom (Anlaß? Gelübde?) 1510
blieb ohne Eindruck; dagegen predigte Luther seit 1512 als Doktor
der Theologie und Geistlicher an der Schloßkirche mit Eifer und
Erfolg und wirkte seit 1515 als Ordensvikar (Stellvertreter Staupitz'
in der Aufsicht über die Klöster seines Ordens in Sachsen und Thü¬
ringen) verdienstlich. Da veranlaßte ihn der schnöde Handel, den im
Auftrage des Mainzer Erzbischofs Albrecht von Branden-
bürg der Dominikaner Johann Tezel mit dem von Leo X.
verkündeten Ablaß trieb, am Abend vor dem Feste Allerheiligen
gz^The- 0*1- Oktober) 1517 an der Schloßkirche 95 Thesen anzuschlagen, in
si!^Okt denen er nicht den Ablaß überhaupt verwarf, sondern nur die Grenzen
1517■ und Bedingungen seiner Wirksamkeit betonte, wie er sie auch von der
Kirche festgehalten glaubte. Aber
6 2. Die Wirkung der 95 Thesen war ungeahnt groß-
artig. Während Luther selbst sich mit der Kirche eins wähnte, wurde
er von dieser heftigst angegriffen (Wimpina zu Frankfurt an der Oder,
Sylvester Prierias in Rom, Dr. ßoh. Mayr aus] Eck von Ingolstadt),
aber durch die Abwehr in der Erkenntnis gefördert (40 Thesen über
die Rechtfertigung durch den Glauben auf dem Augustinerkonvent zu
?ag?u Heidelberg 1518). Vergeblich versuchte auf dem Reichstage zu
Augsburg (Oktober) 1518 der päpstliche Legat Kardinalbischof
1518- Thomas von Gaeta Luther einzuschüchtern: fliehend appellierte
dieser an den besser zu unterrichtenden Papst. Aber politische Rück¬
sichten bestimmten Leo X. zur Milde: sein Kämmerer Karl von
Miltiz wies Tezel streng zurecht und erwirkte (Januar) 1519 zu
Altenburg von Luther das Versprechen zu schweigen, wenn auch
1519- die Gegner schwiegen. Aber in einem Streit mit seinem Schüler
(Andreas Bodenstein von) Karlstadt durch Eck angegriffen, hatte
NAerLuther mit diesem (Juli) 1519 die Disputation zu Leipzig
isis'. (H^zog Georg von Sachsen), in deren Verlauf er den göttlichen
Ursprung des päpstlichen Primats (II, §§ 12, 13) anfocht und etliche
Sätze Huß' (II, § 178) als christlich und evangelisch anerkannte, somit
die Unfehlbarkeit der Konzilien leugnete und allein die richtig gedeutete
H. Schrift als Quelle der Erkenntnis gelten ließ. Erhöhte Bedeutung
verlieh diesen Vorgängen die durch
7 3. Die gleichzeitigen politischen Ereignisse bewirkte
starke nationale Bewegung in Deutschland. Nach dem Tobe