Full text: Leitfaden für den Unterricht in der neueren Geschichte (Teil 3)

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Das Zeitalter der absoluten Monarchie zc. 
die Reunionen vorläufig französisch blieben, Ludwig XIV. aber seine 
weiteren Ansprüche einstweilen nicht geltend machen sollte. 
68 4. Die so erlangte allgemein gebietende Stellung, in der er auch 
ohne Krieg Europa seinen Willen als Gesetz aufnötigen konnte, ließ das 
einst das mittelalterliche Kaisertum erfüllende Ideal einer abend- 
ländischen Universalherrschaft durch Ludwig XIV. in an- 
derer Form als verwirklicht erscheinen, und infolgedessen unternahm 
dieser es auch, auf geistigem und namentlich kirchlichem Gebiete die 
Konsequenzen daraus zu ziehen, indem er erst die Einheit des 
Glaubens in Frankreich und dann die Alleinherrschaft 
der katholischen Kirche herzustellen strebte. Im Anschluß an 
Karl V. und Philipp II. wurde so Ludwig XIV. der Träger 
der sich noch einmal erhebenden Gegenreformation, 
deren Sieg die politische und kirchliche Freiheit der Völker Europas 
gleichmäßig mit dem Untergange bedrohte. Während er bei seinen 
verschiedenen Konflikten mit der römischen Kurie (Quartierrecht des 
französischen Gesandten in Rom, Regalrecht in den Bistümern der 
neu erworbenen Gebiete zc.) im Interesse der Krone eifrig für die 
Freiheiten der gallikanifchen Kirche eintrat und durch das National- 
konzil zu Paris 1681—83 die Unabhängigkeit der weltlichen 
Gewalt von der geistlichen und die Unterordnung der Päpste unter die 
Konzilien verkünden ließ, arbeitete er planmäßig auf allmähliche 
Herstellung der Glaubenseinheit in Frankreich hin und 
ließ, um den wachsenden Widerstand zu brechen, unter immer offenerer 
Mißachtung des Edikts von Nantes, die Akatholiken erst von den 
ihnen zustehenden Rechten ausschließen, mit Steuern und Abgaben 
belasten und endlich durch militärische Zwangsmaßregeln oft der bar- 
barischsten Art zum Übertritt zwingen (die Dragonaden seit 1681 in 
Poiton, schließlich in ganz Südfrankreich). Die so erlangten Erfolge 
bestärkten den von der kirchlich eifrigen Frau von Maintenon 
und dem fanatischen Louvois gelenkten König in dem Glauben 
an das nahe Erlöschen des Protestantismus in Frankreich, durch 
welches die von Heinrich IV. (§ 37) seinen einstigen Glaubensgenossen 
feierlich verbürgte Duldung und Gleichberechtigung gegenstandslos ge- 
worden sein sollte. Begünstigt wurden diese Bestrebungen Ludwigs XIV. 
durch die 
69 5. EntWickelung Englands unter den beiden letzten 
Stuarts, welche auch dort die Herstellung des Katholizismus in 
sichere Aussicht zu stellen schien. Dort hatte der fortschreitenden
	        
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