Full text: Leitfaden für den Unterricht in der neueren Geschichte (Teil 3)

Der Verfall der absoluten Monarchie:c. 69 
bei des Kaisers Beschäftigung in Ungarn die mitteldeutschen Fürsten 
unter Leitung des von Frankreich vergeblich umworbenen Kurfürsten 
Friedrich III. von Brandenburg (1688—1713) zu Magdeburg sich 
zur Deckung des Reichs verbündeten. Daher mißlang Ludwigs XIV. 
Versuch, den Krieg im Hinblick auf die englischen Ereignisse und die 
Parteinahme der Protestanten gegen Fürstenberg zu einem Religions- 
kriege zu stempeln und dadurch den Kaiser zu einem schnellen Ver- 
gleich zu vermögen. In rastloser Thätigkeit gewann Wilhelm III. 
von Oranien den Kaiser zum Bund mit England und den 
Niederlanden, der Großen Allianz, der die meisten Reichs- ^ 
fürsten und das Deutsche Reich als solches, ferner aber auch @panten2mian*"- 
und Savoyen beitraten, so daß Frankreich zum erstenmal eine er- 
drückende Übermacht gegen sich hatte. Aber trotz der zunehmenden 
Erschöpfung Frankreichs, das durch Geldmangel, Mißernten, Dar- 
niederliegen des Handels und Krankheiten heimgesucht wurde und 
die Zahl der tüchtigen Feldherren und Staatsmänner (1691 s Louvois) 
unaushaltsam dahinschwinden sah, brachten der Mangel an einheit- 
licher Leitung und vielfache Streitigkeiten die „Große Allianz" um 
den Erfolg ihrer Anstrengungen. Durch die Übermacht der Gegner 
zur Defensive genötigt, ließ Ludwig XIV. nicht nur in den zunächst 
bedrohten französischen Grenzprovinzen den Ackerbau einstellen, sondern 
aus den Rat Louvois' die deutschen Landschaften am Rhein, die 
Ende 1688 erobert waren, aber nicht behauptet werden konnten, durch 
seine zurückziehenden Truppen in eine Einöde verwandeln, in der die 
feindlichen Heere weder Unterhalt noch die nötigen Stützpunkte stnden 
sollten. Ihren Höhepunkt erreichte diese barbarische Krieg- 
führung in der Verwüstung der Pfalz (Frühjahr 1689), der toSün9 
das Heidelberger Schloß, Speier mit seinem Dom und den Kaiser- b"689.tä' 
gräbern, Worms 2c. zum Opser fielen und die 1693 zum Teil wieder¬ 
holt wurde. Während am Rhein (Eroberung Bonns durch Fried- 
rich III. von Brandenburg) und in den Niederlanden mit wechselndem 
Glücke gekämpft wurde (Siege Luxemburgs 1690 bei Fleurus und 
1692 und 93 bei Steenkerken und Nerwinden), mißlang Ludwigs XIV. 
Versuch Wilhelm III. mit Hilfe der aufständischen Iren (Tyrconnel) 
zu entthronen und Jakob II. herzustellen, durch des erstereu Sieg am 
Boynefluß 1690, und wurde auch der wiederholte Versuch zu 
einer Landung in England durch die Niederlage der französischen 
Flotte am Vorgebirge La Hogue 1692 vereitelt. Nachdem aber 
mehrfache Friedensvorschläge gescheitert waren, gelang es Ludwig XIV.
	        
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