Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte des Altertums (Teil 1)

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Griechische Geschichte. 
sich aber nicht mehr aufrecht erhalten. Denn die Dialekte weifen 
zahlreiche Übergänge auf, und ihre Eigentümlichkeiten kreuzen sich 
mannigfach. Der Name Hellenen als Gefamtbezeichnung des 
griechischen Volkes ist erst um 600 v. Chr. nachzuweisen, war aber 
am Ansang des 6. Jahrhunderts ganz üblich. Als Stammland der 
Hellenen betrachteten die Alten mit Recht Thessalien; hier ist der erste 
erkennbare Ausgangspunkt der Wanderung der in historischer Zeit in 
Mittelhellas und im Peloponnes seßhaften Stämme. Die Thessa- 
lier, ein epirotisches Reitervolk, drangen von Westen her ein, er¬ 
oberten die Peneios - Ebene und machten die frühere Bevölkerung zu 
Hörigen, welche die Güter des Herrenvolkes zu bewirtschaften und von 
dem Ertrage ihren Herren eine bestimmte Abgabe zu entrichten hatten; 
ohne Berechtigung im öffentlichen Leben, dursten sie von diesen weder 
in die Fremde verkaust noch getötet werden. Das Herrenvolk bildete 
eine kriegerische Ritterschaft; die einzelnen Städte waren selbständige, 
durch Bündnisse miteinander verknüpfte Gemeinwesen, in denen die 
vornehmen Geschlechter unumschränkt herrschten; ein freies Bürgertum 
gab es deshalb nie in diesem Lande. (Polen!) Bisweilen wurde ein 
gemeinsamer Heerfürst, Tagos genannt, erwählt. Durch den Einbruch 
der Thessalier wurden die Böotier, soweit sie sich nicht unterwarfen, 
aus ihren Sitzen um Arne weiter nach Süden geschoben und ließen 
sich in Böotien nieder.^ 
12 Die griechischen Stämme hatten von Anfang an. ein Erkennung^- 
prache, zeichen, eine gemeinsame Sprache, in der sie sich allen andern 
Völkern gegenüber als eine besondere Gemeinschaft fühlten, und die 
das Band war, welches die allmählich in Asien, Europa und Afrika 
zerstreuten Stämme zusammenhielt. Sie gehört dem indo-germauischen 
oder arischen Sprachstamme an und ist unter den verschiedenen Zweigen 
dieses Stammes dem Lateinischen so nahe verwandt, daß sich ver¬ 
muten läßt, Griechen und Jtaliker haben nach der Wanderung aus 
den Ursi^en am längsten zusammengelebt und sich am spätesten von¬ 
einander getrennt. Zwar war diese Sprache in sehr viele Dialekte 
gespalten, von denen die weitest auseinanderliegenden, die äolischen 
und ionischen, ungefähr so weit voneinander entfernt sind, wie 
Schwäbisch und Plattdeutsch, während die dorischen Dialekte mehr 
Übergänge zwischen jenen Extremen darstellen; aber so gut wie der 
Schwabe und der Friese sich trotz ihrer Dialekte als Angehörige 
eines Volkes wissen, so war überall, wo Griechisch gesprochen wurde, 
griechisches Leben und griechische Geschichte.
	        
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