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Die Jesuiten und der angsburgische Religionsfriede.
1608.
(Briefe u. Akten z. Gesch. des 30 j. Krieges. Bearb. v. M. Ritter. Bd. 1, S. 635, Anm.)
(Am 21. Jan. 1608 schreibt Kursachsen an seine Gesandten auf dem
Reichstage zu Regensburg:)
Wie heftig die unrnigen Jesuiten und derer anhangk sich unterwinden,
den von langen jaren hero aus erheblichen und vielen wichtigen bedenken
von der Rom. Kai. Mt. und allen stenden des reiches ausgerichten,
hochbetenrten und geschwornen religionfrieden per glossas inauditas et
insolitas declarationes zu durchlöchern, ja gantz und gar aufzuheben
und alsdan unsere wäre christliche religion, darinnen wir erzogen und
geboren, darbei wir auch zu leben und sterben gedenken, zu grünt anßzn-
tilgen, das alles bezeugen nicht allein ire vielseitige, giftige, hitzige im
Romischen reich wider den religionfrieden und dero klaren bnchstaben
aufgesprengten bucher, darinnen sie angeregten religionfrieden nur für ein
interim oder tolerantz usque ad Tridentinum concilium achten
und halten, ja auch vorgeben, als hette die damals gewesene Rom. Kai.
Mt. hochloblichster gedechtnnß nicht macht gehabt, denselben absque con-
sensu pontificis zwischen den stenden aufzurichten, sondern auch die that
und die im heil. Romischen reich vormals unerhörte, itzo aber durch diese
gesellen angerichte heftige persecutiones mit merern und zum uberfluß,
alles zu dem ende von inen vorgenommen, zwischen den stenden des heil.
Romischen reichs großes mißtrauen zu stiften, die Obrigkeiten wider ire
underthanen und econtra zu verhetzen, unsere Ware christliche religion zu
dempseu und nnderzndrucken und in den stand und Widerwillen es zu
bringen, darinnen man vor ausrichtung des religion- und prophanfriedens
gewesen. Wir wißen zwar die Rom. Kai. Mt. und die friedliebenden
catholischen stende dieses christlichen und Deutzscheu gemuts, das sie ob
solchen geserlichen practiken der Jesuiten und ires anhangs keinen gefallen
. . . haben. Dieweil aber der Jesuiten und ires anhangs art und
natnr nicht allein den evangelischen, sondern auch den catholischen genug-
sam bekant, und was sie in Schweden, Polen, Franckreich, Niderland
und neulich in Welschland angerichtet, mer als notorium, so ist auf sie
desto baß achtung zu geben und iren feindseligen practiken zeitlich vorzu-
bauen. Derhalben wir uns den auch dieser ursach halber auf die haubt-
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