Full text: Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit

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3. ©ott sich alles des enthalten, dadurch die heilig Kirch verunruigt 
möchte werden. , *, ^ m 
Darauf Lutherus antwort, Er wüst sich keines Jrthnm noch Ver- 
unruigung der Kirchen schuldig; So er aber derselben überweiset würd, 
wolt er gern widerrusfen. Der Cardinal bracht Herfür zwey Stück aus 
den propositionibus Lutheri, nemlich, da§ er geschrieben hätt, das 
Leiden Christi war nicht der Schatz, daraus die Ablaß-Prediger die Ver- 
gebung der Sünd zu verkauffen hätten. Item, daß der Glaub von 
nöthen seyu solt zu der Empfahnng des hochwürdigen Sacraments. Do 
aber Lutherus mündlich und schriftlich diese beyde Artickel aus göttlicher 
heiliqer Schrifst beweiset, wolt doch der hochmüthig Legat nicht zu 
frieden seyn. Aber als Luther die öffentliche Wahrheit nicht wieder- 
rnffen, und Christum nicht verlängnen wolt begab er sich doch endlich so 
weit, daß er still schweigen, und ferner nichts schreiben wolt, wn der Pabst 
und Legat diejenen, so wieder Ihn schrieben und schrien, auch schweigen einlegt. 
Aber der Legat molt nicht; Luther und Christus sollen schweigen; Jene 
sollen Macht haben, ihres Gefallens zu lästern. 
Ich habe offt vom Luthero gehöret, daß ihn unser Herr Gott tue 
tieftet' habe sincken lassen, denn do er sich soviel begabt So hat darnach 
Cardinalis Campegius zu Augspurg zu Philippo Melau chthone 
jämmerlich geklaget, daß Cajetanus sehr imweißlich und übel gethan 
hätte, daß er dasselb mahl dem Luthero diese Condition abgeschlagen 
f)atte'«ntHer erböte sich endlich, dem Cardinal alle seine Gründe schrifst- 
(ich Zuzustellen und darüber zu leiden das Erkäntnüß der dreyen hohen 
Schulen: Basel, Freiburg und Löven. Kund aber auch nichts erlangen, 
sondern hieß schlecht7: Revoca, Revoca. ,, 
Es nähme der Cardinal Doctor Staupitz auch für, vermahnet ihn, 
er solt, als ein oberster General des Luthers, ihn zwingen, daß er 
wiederrufset. Do es aber Staupitz, er wäre denn mit Schlifft über- 
wnndett, nicht zu thun wüste, sondern der Cardinal solt sich gelbst noch 
baß an ihn versuchen, antwort der Cardinal: „Ego nolo amplius cum 
hac bestia loqui. Habet enim profundos oculos, et mirabiles 
speculationes in capite suo." 
Als aber der Cardinal Lutherum nicht mehr für sich lassen wolt 
schlug schlecht die Revocation für, und ließe sich hören, er hätte Befehl, 
daß er beyde, Staupitzen und Lutherum, solt gefänglich annehmen und gen 
Rom schicken. Do Martinus merckt, daß man nach gewohnlicher Cardi- 
italischer Weiß mit ihm fahren wolt, mit Gewalt und nicht Rechte: do 
affigirt er ein öffentliche appellation, und zogen beyde Theil voneinander. 
e so weit nachgab. 7 einfach.
	        
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