Full text: Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit

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entledigung irer beschwerden geholfen het; aber die mechtigen burger und 
kausleut haben so vil, daß sie es nit mögen gedulden. 
Jörg. Warumb? 
Franz. Wann der gemein burger oder bauersman solt den zaum 
zu lang haben, so merkt iezt der gemein man den großen wucher, be- 
driegerei, fürkauf,^ eigennützigkeit oder bedeurung aller gewar uud kaufman- 
schaff daß nichts sicher uf der Welt ist, es sei under den großen kauf- 
leuten oder derselben geselschasten gemalt oder verbüntnüs. es _ sint die 
Wechsel, münz, specerei, gewürz, bergwerk von silber, Golt, zin, blei, 
messen,4 kupfer und aitß den vier elementen, fener, lnft, ern und waßer, und 
was da kau zu nntz bracht werden: das alles haben sie in gtübt0 und in 
Verstrickung herticklich gefangen, daß der arm gemein man an iren über- 
flüßigen nutz und gewin nichts davon überkomm mag. darumb ist alzeit 
in6 besorg gewesen, sollen sie mich über sie kernten laßen, es würd ein 
ander weis bereiten, daß man die großen geselschaft abthet, den gemeinen 
man frei handeln ließ.7 und ob wir nit so vil Pomeranzen, granaten, 
citheronii, capre, oliven, unzgolt, seiden, samat oder fchamlotten- in 
Deutschlant brechten und dargegen uns au gelt und gut emblößten, wir 
würden dannoch leben und uns unserer specerei, als zwibel, knobloch und 
was in deutschen landen gesell, wol mögen behelfen. 
23. 
L u r u s. 
(„Mich wundert, daß kein gelt im lernt ist." Von Eberlin v. Günzburg. 1524. 
O. Schade, a. a. O. II, 291.) 
Der krieg thut uns merklichen und befindlichen ^ schaden, davon wir 
reden und gedenken mögen; aber die kaufleut verleckern uns so heimlich, 
daß wir mit lust und frenden unbefindlich 2 verderben und also verderben, 
daß wir niemant, dann uns selbs müßen die schuld geben, ist nit unser 
Verderbnis auß unser schuld? sihe, in nnserm deutschen land haben wir 
leut genug, zu allen nötigen hantwerken wol gelert; wir haben alle nötige 
Materien, darzu wolle und flachs zu tuch, uuderzug^ von geißheuten, von 
schafheuten :c.; wir haben eisen-, gold-, silber-, kupfergruben; wein, korn 
allerlei obß, wurzlen; vihe, Vogel', vifch, — kurz aller nötiger, lustiger 
ding haben wir genug, wir laßen auß dem end der well zu uns füren 
zu vil köstliche ungenante tücher, edelgestein, specerei, wein 2C. und darzu 
hantwerkleut, die allen list, Witz, weis erdenken, wie sie das4 seltsam zu 
Mutwillen zurichten, dodnrch wir gereizt werden als die äffen, willigUch 
unfern schweiß, arbeit, gut und gelt auszuschütten. 
2 Vorwegkauf, Aufkauf, um bei eintretendem Mangel mit Wucher zu verkaufen. 
3 verkäufliche Ware. 4 Messing. 5 Gelübde; in g. gefangen — in ihre Gewalt ge- 
bracht. 6 ihnen; haben sie gefürchtet. 7 vgl. Ranke, Deutsche Gesch. tm Zeitalter 
der Ref. II, 30—40 (5. Aufl.). 8 feiner Wollenstoff (frz. camelot). 
1 nachweisbaren. 2 unmerklichen. 3 Futter zu Kleidungsstücken. die fremden 
Produkte.
	        
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