Object: [Teil 2 = 7. und 8. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 7. und 8. Schuljahr, [Schülerband])

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78. Unsere Kleidung. 
In unserm gemäßigten Klima ist der Wärmegrad der Außenluft in 
den allermeisten Fällen viel geringer als der unseres Körpers. Wir konnen 
uns darum leichter durch allzugroße Abkühlung als durch zu starke Erwärmung 
schaden. Infolgedessen ist es notwendig unsern Körper duͤrch Kleider zu schützen. 
Ihr Hauptzweck ist, den Körper gehörig warm zu halten. UÜnsere 
Haut allein reicht dazu nicht aus. Wie können nun Kleider uns warm 
halten? Nicht dadurch, daß sie Wärme an den Körper abgeben, sondern 
dadurch, daß sie die Wärne des Körpers hindern, fich allzu schnell nach 
außen zu verbreiten. Sie können das auf verschiedene Weise. 
Ihr wißt, daß es gute und schlechte Wärmeleiter giebt. Wenn man 
einen eisernen Topf mit warmem Wasser offen stehen läßt, einen andern 
aber mit einem Überzuge von Wolle bekleidet, dann wird i das Wasser 
in dem ersten Topfe viel schneller abkühlen als in dem zweiten. Das 
Metall des Gefäßes wird durch Berühruͤng mit dem Wasser auch warm, 
und die Wärme wird an der Außenwand frei ausgestrahlt. So schnell 
nun, wie die Wand des Topfes an der Außenseite Wärme ausstrahlt, 
nimmt sie an der Innenseite Wärme aus dem Wasser auf. Metall ein 
guter Leiter ist, kann sich die Wärme rasch durch dasselbe fortpflanzen, um 
dann an die Außenluft abgegeben zu werden. Doch wenn rund um das 
Gefäß noch eine Schicht Wolle vorhanden ist, dann wird die Wärme erst 
an der Außenseite der Bedeckung ausstrahlen können. Weil Wolle schlecht 
leitet, wird sich die Wärme durch die wollene Decke nicht rasch entfernen. 
Mithin wird der auf diese Weise überzogene Topf seine Wärme langsamer 
verlieren, und das Wasser, das sich in ihm befindet, bleibt länger warm. 
So ist es auch mit unserm Körper, wenn er mit Kleidern bedeckt ist. 
Die Ausstrahlung von Wärme, die sonst an der Oberfläche der Haut 
stattfindet, geschieht nun an der Außenseite der Kleider, Weil aber durch 
die schlecht leitenden Kleiderstoffe die Wärme sich nur langsam fortpflanzt, 
verliert der Körper seine Wärme langsamer, als es ohne Kleider geschähe. 
Daqu ist aber notwendig, daß die Kleider trocken sind. Sind sie 
feucht, so verdunstet Wasser an ihrer Außenseite. Hierzu ist Wärme nötig. 
Diese wird zunächst den Kleidern entnommen, und die Kleider entnehmen 
die Wärme wieder dem Körper. Wenn wir also ein nasses Gewand 
an unserm Körper trocknen lassen, dann muß der Körper in den meisten 
Fällen alle zur Verdunstung notwendige Wärme selbst liefern. Wir 
verlieren auf diese Weise viel mehr Wärme als sonst, und es läßt sich 
leicht begreifen, daß wir unter Umständen uns erkälten könnenn Die 
Wärme, die wir in einem solchen Falle verlieren, ist nicht unbedeutend. 
Man hat berechnet, daß, um ein Paar Strümpfe zu trocknen, eine Menge 
Wärme nötig ist, die hinreicht, 3Kilo Eis zu schmelzen. Wenn wir 
die nassen Strümpfe an den Füßen trocknen lassen, dann ist das ebenso 
viel, als ob wir mit unsern bloßen Füßen 4 Kilo Eis schmelzen müßten. 
Es ist jedoch von großer Bedeutung, aus welchen Stoffen feuchte 
Kleider bestehen. Wenn man einen wollenen und einen leinenen Lappen 
naß macht und sie beide unter gleichen Bedingungen zum Trocknen hinlegt, 
dann wird der leinene Lappen viel eher trocken sein als der wollene. 
Jede Hausfrau weiß, daß wollene Sioffe viel schwieriger trocknen als 
leinene oder kattunene. Das rührt daher, daß von der Wolle das Wasser 
Lesebuch für die Oberklassen. I. Teil
	        
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