Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§ 81. 82. 
Der Wiener Kongreß. 
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Bald aber (27. Februar) erfocht Schwarzenberg über Dubiitot, der 
zu seiner Verfolgung ausgesandt war, bei Bar-sur-Aube einen Steg.1 
Blücher dagegen vereinigte sich in Soissons mit der Nordarmee, die 27. Febr. 
inzwischen nach Eroberung der Niederlande in das nordöstliche Frankreich 
eingerückt war, und wies bei Laon (9./10. März) einen Angriff Napoleons f°" 
zurück, konnte jedoch nicht hindern, daß dieser sich nochmals gegen die ' at5' 
Hauptarmee wandte. Nachdem sich gerade damals der Kongreß zu Chätillou 
ohne Ergebnis aufgelöst hatte, fand Schwarzenberg nach einem erneuten 
Siege (bei Arcis-sur-Aube) endlich den Mut zum Vormarsche auf Paris. Ar^sur- 
Zugleich rückte auch Wellington (vgl. § 71) von Spanien her in Frank¬ 
reich ein und besetzte Bordeaux. Während Napoleon durch einen Vorstoß »otbeau*. 
nach Lothringen die Verbündeten von der Hauptstadt abzuziehen suchte, 
vereinigten sich Blücher und Schwarzenberg zu gemeinschaftlichem Vorgehen, 
erstürmten am 30. März den Montmartre und zogen am folgenden Tage Moni- 
unter dem Jubel der kriegsmüden Bevölkerung in Paris ein. 
Auf Antrag Talleyrands erklärte der Senat Napoleon und seine Absetzung 
Dynastie für abgesetzt. Da ihm auch das Heer den Gehorsam verweigerte, 9lapoIeon5' 
mußte er (in Foutaiuebleau) sich zur Abdankung bequemen.2 Nach dem 
Vorschlage des russischen Kaisers wurde ihm die Insel Elba als souveränes 
Fürstentum nebst einer reichlichen Zivilliste angewiesen; seine Gemahlin erhielt 
das Herzogtum Parma. Durch Alexanders Großmut wurde auch Frank- 
reich selbst, dessen Königsthron Ludwigs XVI. Bruder als Ludwig XVIII. ncbe 
bestieg, mit großer Milde behandelt. Es behielt nicht nur die Grenzen 
von 1792, sondern auch das Kohlengebiet von Saarbrücken und alle 
von Napoleon geraubten Kunstschätze (bis auf Schadows Viktoria, die von 
den Preußen im Triumphe nach Berlin zurückgeführt und mit dem Eisernen 
Kreuze geschmückt wurde), brauchte auch keine Kriegskostenentschädigung 
zu bezahlen. — Den Monarchen von Preußen und Rußland und dem 
Feldmarschall Blücher, die im Sommer London besuchten, bereitete die 
dortige Bevölkerung einen begeisterten Empfang. 
Der Wiener Kongreh und die Herrschaft der Hundert Tage. 
§ 82. Der Wiener Kongreß. Im Herbste des Jahres 1814 traten 
Alexander, Friedrich Wilhelm, die deutschen Fürsten und die Minister 
der meisten europäischen Staaten in Wien zu einem Kongreß zusammen, 
um die politischen Verhältnisse Europas neu zu ordnen. Frankreich wurde 
in den Verhandlungen durch Talleyrand, Preußen durch Hardenberg und 
W. von Humboldt, Österreich durch Metternich vertreten. Als Ratgeber 
Kaiser Alexanders in den deutschen Angelegenheiten hatte sich der Freiherr 
vom Stein eingefunden. Es war die glänzendste Versammlung, die Europa 
seit langen Zeiten gesehen hatte. Feste und Vergnügungen aller Art unter- 
brachen den Gang der Geschäfte. 
1 Hier empfing der kaum siebzehnjährige Prinz Wilhelm von Preußen die Feuer- 
taufe und erwarb das Eiserne Kreuz. — 2 $tt denselben Tagen erfocht Wellington noch 
einen Sieg bei Toulouse (über Soult).
	        
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