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der Stier sie heute nicht tötet, sie morgen zum Schinder geschickt würden. 
Gute Pferde würden teils sehr kostbar, teils nicht dazu zu bringen sein, 
selbst mit verbundenen Augen dem Anrennen des Stieres standzuhalten, 
ohne zu scheuen oder ohne sich zu wehren. 
Je mehr Pferde der Stier tötet, und je gefährlicher er den Menschen 
wird, um so lauter wird ihm applaudiert. Ein Stier wollte überhaupt 
nicht angreifen. Unter wütendem Schimpfen und Verwünschungen der 
Zuschauer lief er feige in der Bahn umher. Da rief alles: „Die Hunde!" 
Sobald diese in die Bahn gebracht wurden, waren sie kaum noch zu' 
halten und stürzten wütend auf den Stier, welcher sogleich einen spießte 
und hoch in die Luft warf. Die übrigen faßten ihn aber, einer unter 
anderem biß sich in seine Zunge fest und ließ sich hoch auf- und nieder¬ 
schleudern. Man hätte ihn zerreißen können, ehe er losgelassen. Vier 
Hunde hielten zuletzt das große Tier so, daß es sich nicht mehr befreien 
und der Matador es niederstoßen konnte. Als der achte Stier geendet, 
fing es bereits an zu dunkeln; das ganze Publikum rief aber nach einem 
neuen Stier, und so wurde der neunte fast im Finstern gehetzt, was für 
den Matador äußerst gefährlich wird. 
Dies ist nun das Schauspiel, welches die Spanier über alles lieben, 
an dem die zartesten Frauen teilnehmen, und dem die jungvermühlte 
Infantin zulächelte. Was mich betrifft, so habe ich an einem Stiergefecht 
vollkommen genug gehabt. 
110. In DorcllranKreicK. von Karl Koiibacb. 
Nach der Handschrift des Verfassers. 
aum ein anderes Land in Europa kann an Gunst der Lage mit Frank- 
reich wetteifern. Der Ärmelkanal, der Atlantische Ozean und das 
Mittelmeer bespülen auf weite Strecken seine Küsten. Dazu erhebt sich 
in seinem Innern, hauptsächlich in der Richtung von Norden nach Süden, 
ein Mittelgebirge, das an Reichtum der Gliederung und Wechsel des Auf¬ 
baues und Charakters nur von unserm deutschen Mittelgebirge übertroffen 
wird. Diesen Gebirgsmassen sind weite und fruchtbare Hügelgelände und 
Ebenen vorgelagert, und die meisten der Flüsse durchströmen reich gesegnete 
Täler. Selbst am Hochgebirge, an den Alpen und Pyrenäen, hat Frankreich 
seinen Anteil, und gerade die bedeutendste Erhebung der ersteren, mit dem 
Montblanc als Mittelpunkt, liegt auf französischem Boden. Rechnen wir 
hierzu die große Zahl schöner und wasserreicher, zum Teil auf weite Strecken 
schiffbarer Flüsse und die günstige geographische Lage des Landes, die den 
südlichen Provinzen die Segnungen eines äußerst milden Klimas gewährt, 
so hat man eine Vorstellung von den Vorzügen des Landes und begreift 
die stark ausgeprägte Liebe zum Vaterland, die jeden Franzosen, welcher 
Provinz und welcher Parteirichtung er auch angehören mag, auszeichnet. 
Porger-Lemp, Lesebuch. VII ' 13
	        
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