144 Die Zeit vom 2. Pariser Frieden bis zum Regierungsantritt Wilhelms I. § 85. 86.
abgenötigt hatte, kamen ihm französische Truppen zu Hilfe. Von ihnen
aus den Händen der Aufständischen befreit, unterdrückte der König die
Gegner des absoluten Regiments mit großer Härte.
Bürgerkrieg. * Nach seinem Tode (1833) erschütterten die Kämpfe der Christinos
und der Karlisteu die Halbinsel. Nach dem geltenden Rechte hätte auf
Ferdinand sein Bruder Don Karlos folgen müssen; aber der König hatte
die Thronfolgeordnung zugunsten seiner Tochter Jsabella umgestoßen,
für die ihre Mutter Marie Christine die Regentschaft führte. Ihre Partei
behielt schließlich die Oberhand.
Kolonien. Im zweiten und im dritten Jahrzehnt büßte Spanien ebenso tote
Portugal die südamerikanischen Kolonien ein. Von Spanien losten
sich Columbia, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivia, Chile, Argentinien
und Uruguay und in Nordamerika Mexiko als selbständige Staaten los.
Brasilien wurde unter Dom Pedro selbständiges Kaiserreich. * England
toar der erste europäische Staat, der die Selbständigkeit der amerikanischen
Republiken anerkannte und seinem Handel durch den Abschluß von Ver-
trägen mit ihnen große Vorteile sicherte. — Damals sprach Monroe,
der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, seinen Entschluß
aus, keiner europäischen Macht eine Einmischung in amerikanische Ver-
Hältnisse und die Erwerbung amerikanischen Gebietes zu gestatten. Diesen
Grundsatz hat die Union später zu dem Anspruch erweitert, die Schutzherrschaft
über die Staaten Mittel- und Südamerikas auszuüben (Monroedoktrin).
§ 86. Der Griechische Freiheitskampf (1821—1829). Der Wunsch
nach nationaler Selbständigkeit rief bald nach dem zweiten Pariser Frieden
die christlichen Völker der Balkanhalbinsel in den Kampf gegen die Herr-
fchaft der Türken. Schon in der Zeit Napoleons hatten die im Auslande
lebenden Griechen Vereine („Hetärien") zur Befreiung ihres Vaterlandes
gebildet; sie lieferten jetzt ihren Landsleuten die Mittel zum Aufstande.
frühere Diese Bewegung war unter den Balkanvölkern nicht neu, da sie die
Freiheitsbe-türkische Herrschaft immer nur widerwillig ertragen hatten und daher zu
strebungen. Aufständen geneigt waren. Auf ihre Zustimmung und Unterstützung vertrauend,
hatten die Russen schon unter Peter dem Großen ihre Eroberungspolitik am
Schwarzen Meere und in den Donauländern begonnen und im 18. ^ahryun-
dert fortgesetzt. Sie haben im 19. Jahrhundert wesentlich dazu mitgewirkt,
die Balkanvölker zu befreien, um so ihre eigene Macht an Stelle der turn-
scheu zu setzen.
Im Jahre 1821 stellte sich Alexander Aps.lant. an die Spitze
eines Ausstände« in der Moldau und Walachei! er wurde jedoch von
den Türken geschlagen und rettete sich nach Österreich, wo man chn ge-
Mainoten. ' ' Bald daraus erhoben sich die Mainoten in Morea, Als die
Türken die Griechen grausam verfolgten, erweckte die Sache der Unter-
drückten in ganz Europa die größte Teilnahme, und die gebildete äugend,
l) Seit 1889 Republik.