Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§92. 
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. 
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der elektrische Telegraph ^ ein wichtiges Hilfsmittel des Verkehrs wurde, 
nahm dieser einen gewaltigen Aufschwung und bereitete mit dem Wirtschaft- 
liehen Zusammenschluß der deutschen Staaten auch ihre politische Einigung vor. 
§ 92. Friedrich Wilhelm IT. von Preußen (1840—1861). Der Fri-dri-h 
Versuch einer Verfassungsreform. Friedrich Wilhelm IV. war^JoTsei).' 
45 Jahre alt, als er 1840 beim Tode seines Vaters den Thron bestieg. 
Er war mit Elisabeth, einer bayrischen Prinzessin, verheiratet. Geist- Persönlich- 
reich, ein Freund der Wissenschaften und Künste und ein geborener 
Redner von hinreißendem Schwünge, berief er hervorragende Gelehrte 
und Künstler — den Philosophen Schölling, die Dichter Rückert 
und Tieck, den Maler Cornelius, auch den Tondichter Mendelssohn- 
Bartholdy — nach Berlin. Der König ließ die rheinischen Burgen 
Stolzenfels und Rheinstein sowie den Königstuhl zu Reuse und die Basilika 
zu Trier wiederherstellen und begann den Ausbau des Cölner Domes (erstes 
Dombaufest 1842). Aber in seinen politischen Anschauungen hatte er nicht 
die Stetigkeit und Festigkeit, die erforderlich gewesen wäre, den Staat 
durch alle Fährlichkeiten in den unruhigen Zeiten glücklich hindurchzu- 
steuern. Überdies war er von dem Bewußtsein seines Gottesgnadentums 
beherrscht, das in seiner Vorliebe für mittelalterliche Einrichtungen wurzelte. 
Zunächst erwartete das Volk von ihm die Erfüllung des Verlangens 
nach einer Verfassung, wie sie in den meisten deutschen Mittel- und ^"Lngen 
Kleinstaaten bereits seit mehreren Jahren bestand. Zwar war diesem w Weu&en. 
schon seit dem Anfange des Jahrhunderts wiederholt geäußerten Wunsche 
Friedrich Wilhelm III. insoweit entgegengekommen, daß er (im Mai 1815) 
auf Hardenbergs Rat in einer Verordnung über die Bildung von Land- 
ständen die Berufung einer „Repräsentation" des Volkes anbefahl, die in 
den Provinzen aus den Provinzialständen bestehen sollte. Eine solche 
war auch 1823 gebildet worden; zur Schaffung einer „Landesrepräsen- 
tation", die aus den Provinzialständen mit dem Sitz in Berlin gewählt 
werden sollte, war es jedoch trotz zahlreicher Vorarbeiten nicht ge- 
kommen. Erst 1847, als der Ausbau des preußischen Eisenbahnnetzes 
staatliche Unterstützung notwendig machte, entschloß sich der König, die 
Provinzialstände der Monarchie zu einem Vereinigten Landtage nach 
Berlin zu berufen; er erklärte jedoch von vornherein, daß es sich dabeiet1^ e18°7 
nur um eilte gelegentliche Einberufung nach dem Willen der Krone, ledig- 
lich zur Erledigung einiger Finanzfragen, nicht aber um Mitwirkung bei 
der Gesetzgebung handle, und er selbst es nicht dulden werde, daß sich 
„zwischen unseren Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes 
Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindränge". Die Verhandlungen 
dieser ersten Vertretung des preußischen Volkes verliefen daher ergebnislos, 
da man sich über die von der Mehrheit geforderte regelmäßige Wiederkehr 
der Berufung und die Machtbefugnisse der Versammlung nicht einigen konnte. 
i Die erste elektrische Telegraphenverbindung in Deutschland legten der Mathe- 
matiker Gauß und der Physiker Weber 1833 in Göttingen an.
	        
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