Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§ 97. 98. Die Preußische Union. — Die Kriege Schleswig-Holsteins gegen Dänemark. 159 
Wenn Schwarzenbergs Plan, Preußen zu demütigen und dann zu Bismarck, 
vernichten, nicht verwirklicht wurde, so war dies das Verdienst Bismarcks, 
des preußischen Bevollmächtigten am Bundestage, in welchem die Vertreter 
Österreichs einen ebenso tatkräftigen wie an staatsmännischer Einsicht ihnen 
weit überlegenen, um diplomatische Mittel nie verlegenen Gegner fanden. Er 
war der erste, der mit voller Klarheit erkannte, daß die deutsche Frage eine 
Machtfrage zwischen Preußen und Österreich sei, und überzeugte sich in Frank- 
surt schnell, daß sie auf friedlichem Wege nicht werde gelöst werden können. 
Otto von Bismarck-Schönhausen, geboren am 1. April 1815 in 
Schönhausen (bei Stendal), entstammte einer seit Jahrhunderten in der Altmark 
ansässigen Adelsfamilie. Nachdem er in Berlin das Gymnasium besucht und in 
Göttingen und Berlin die Rechte studiert hatte, trat er 1837 als Referendar in 
den preußischen Staatsdienst, übernahm aber bald darauf die Verwaltung der 
väterlichen Güter in Pommern und der Altmark. Als Mitglied des Vereinigten 
Landtages, der preußischen Zweiten Kammer und des Erfurter Parlaments (1847 
—1850) zeichnete er sich als Verteidiger der königlichen Rechte durch die Klarheit 
seiner Ausfassung der politischen Verhältnisse und durch die Kraft und Schlag- 
fertigfeit seiner Rede aus. Er wurde deshalb 1851 als Gesandter zum Deutschen 
Bundestage nach Frankfurt geschickt und blieb in dieser Stellung bis 1859. 
§ 98. Die Kriege Schleswig - Holsteins gegen Dänemark (1848 
—1850). Die Herzogtümer Schleswig-Holstein waren seit 1460 durch 
Personalunion mit dem Königreich Dänemark vereinigt. Zu ihren Rechten 
gehörte es, daß sie selbständige, eng miteinander verbundene Staaten sein 
sollten und daß — nach dem in Deutschland geltenden Salischen Rechte — 
der Mannesstamm in ihnen herrsche. 
Gleichwohl veröffentlichte 1846 König Christian VIII. von Däne-Der „Offene 
mark den „Offenen Brief", in dem er erklärte, daß in den Herzogtümern $r,rf"- 
wie in Dänemark die weibliche Erbfolge gelten solle, um bei der Kinder- 
losigkeit seines Sohnes den Nachkommen seiner Schwester die Nachfolge 
in dem „dänischen Gesamtstaat" zu sichern. Dadurch wurde die Linie 
Sonderburg-Angusteuburg von der Thronfolge in den Herzogtümer:: aus- 
geschloffen. Nachdem sodann (1848) Friedrich VII. seinem Vater Chri-Friednchvn. 
stian in der Regierung gefolgt war, erließ er eine Gefamtstaatsverfaffnng (1848 1863)- 
aller unter seinem Zepter vereinigten Länder, wodurch Schleswig dem 
Königreich Dänemark einverleibt wurde. 
Gegen diese Vergewaltigung erhoben sich die Bewohner der Herzog- 
tümer. Aus Deutschland strömten ihnen Freiwillige zu, und auch Friedrich Hoiftew-. 
Wilhelm IV. sandte ihnen Truppen zu Hilfe. Wraugel erfocht den Sieg 
bei Schleswig und drang bis nach Jütland vor. Da aber die Blockade 
der Ostfeehäfen durch die dänische Flotte den preußischen Handel schädigte, 
und sich überdies das Ausland — Rußland, England und Schweden — 
Dänemarks annahm, schloß Preußen mit Dänemark den Waffenstillstand 
von Malmö, den die Nationalversammlung zu Frankfurt genehmigte.1 
1 Die demokratische Partei erregte damals einen Aufstand in Frankfurt, bei dem 
zwei konservative Abgeordnete ermordet wurden.
	        
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