Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Das Ausland im Zeitalter Wilhelms I. 
§129. 
stützt, der in der Herzegowina und in Bulgarien gegen die Türken 
ausgebrochen war. Als diese siegreich waren und gegen die Besiegten 
Russisch - tllr- mit Grausamkeit vorgingen, verlangte Rußland von der Pforte die 
hm7/78U9 Einführung von Reformen und erklärte, da seine Bemühungen ergebnislos 
blieben, im Bunde mit Rumänien den Krieg (1877). Seine Heere über¬ 
schritten die Donau und besetzten den Schipkapaß (im Balkan). Ihren 
weiteren Fortschritten leistete Osman Pascha in Plewna (nördlich des 
Balkan) mehrere Monate lang Widerstand. Nach dem Fall der Festung 
rückte das russische Heer bis nahe an Konstantinopel; gleichzeitig eroberten 
die Russen Kars in Armenien und drangen bis Erserum vor. Aber die 
Bedingungen, denen sich die Türkei im Präliminarfrieden zu San Ste- 
fano (am Marmarameere) unterwarf, stießen auf den Widerspruch Eng- 
lands, das der Türkei den Schutz ihrer Besitzungen versprach und einen 
Teil seiner Flotte nach Konstantinopel sandte. Da auch Österreich be- 
fürchtete, daß die Balkanhalbinsel ganz unter russischen Einfluß geriete, 
betrieb der österreichische Minister Graf Andrassy eifrig das Zustande- 
Kongreß kommen eines Kongresses. Dieser trat im Juni 1878 unter dem Vorsitz 
1878. des Fürsten Bismarck („des ehrlichen Maklers") in Berlin zusammen. 
Während sich Rußland mit einem geringen Gebietszuwachs begnügen mußte, 
erlangte Osterreich die Ermächtigung zur Besetzung Bosniens und der 
Herzegowina. ^ Montenegro, Serbien und Rumänien wurden nnab- 
hängig! neu geschaffen wurde ein tributpflichtiges Fürstentum Bulgarien, 
Ostrnmelien wurde eine autonome türkische Provinz. England ließ sich 
als Entschädigung für den der Türkei gewährten Schutz die Verwaltung 
der Insel Cypern abtreten, wodurch es zu Gibraltar und Malta einen 
dritten Stützpunkt seiner Flotte im Mittelländischen Meere erwarb. 
Rußland und Nach dem Berliner Kongreß trat zwischen den Höfen von St. Peters- 
Deutschland. ßurg Berlin, die bis dahin gute Beziehungen unterhalten hatten, 
eine Entfremdung ein. Man gab Deutschland die ungünstigen Ergebnisse 
des Kongresses schuld und begann eine gewaltige Streitmacht an der 
Westgrenze aufzustellen, um entweder unter ihrem Schutze die aufgefcho- 
benen Pläne im Osten wieder aufzunehmen oder sich in einem Kriege 
gegen Europa den Weg nach Konstantinopel zu öffnen. Zugleich wuchs 
im Volke die Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen im Innern, 
namentlich der Willkürherrschaft der Polizei. Im Begriffe, dem Lande 
eine Verfassung zu geben, wurde der Kaiser von Nihilisten ermordet. 
(Vgl. § 122.) 
Ale-anderiii. Sein Sohn Alexander III. (1881—1894) näherte sich Frankreich, 
(1881-1894). schlössen beide Mächte miteinander ein Bündnis. Im Innern 
stellte er den starren Despotismus wieder her und stützte sich auf die groß- 
russische, allen Fremden feindliche Bewegung und die griechische Kirche. 
Auch wurde der Versuch gemacht, die zum Reiche gehörenden nichtrussischen 
i Diese Länder wurden 1908 von Österreich einverleibt.
	        
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