§ 6. Die neugegründeten Normaniienherrschaften. 253
ihm in weiblicher Linie noch heute fort. Jahrhun¬
derte lang herrschte nun französische Sprache und Sitte
unter den höheren Ständen Englands.
VIII. Das Papstthum und dessen Erhebung
über aste weltliche Herrschaft.
Wir haben gesehen, l. Leser, wie die Päpste im Laufe
der Zeiteil emporgekommen und sehr hoch gestiegen sind,
wie sie sich die Herrschaft über die ganze Kirche deö
Abendlandes zueigneten, Bischöfe absetzten, Svnodalbe-
schlüsse aufhoben, wie sie auch weltlichen Fürsten in
religiösen Dingen Befehle zugehen ließen und ihnen
mit dem Banne drohten, wenn sie nicht gehorsamer
würden.
An dem „Banne", womit sie die Widerspenstigen
aus der kirchlichen Gemeinschaft und — so wurde gelehrt
und geglaubt — von allem Heile ausschlossen, hatten sie
eine starke Waffe; noch eine stärkere und furchtbarere an
dem auch schon von ihnen gebrauchten „Jnterdictc",
wo sie ein ganzes Land mit einer Art von Bann
belegten, denn da durste darin kein Gottesdienst mehr
gehalten, keine Glocke mehr geläutet werden, daß sich
solch ein Land ausnahm, als ob der Fluch Gottes darauf
liege.
Merkwürdig ist es, daß selbst jener tiefe Verfall des
Papstthums in der ersten Hälfte des zehnten Jahrhun¬
derts, wo die genannten drei frechen Weiber den römi¬
schen Stuhl in ihrer Gewalt hatten und eine Reihe der
unfähigsten und nichtswürdigsten Menschen darauf setzten,