14. Löwenhof der Alhambra, Granada. 14. Jahrh.
(Ute eilt verheerender Samum, so fegte der durch Mohammeds
Lehre fanatisierte Wüsteustamm der Araber über die byzantinisch-
römische Kulturwelt dahin. Das bewegliche Zelt war ihr Haus:
also hatte bei ihnen eine monumentale Baukunst keine Stätte; der
Koran verbot jedes Abbild des Menschen: das war das Todesurteil
der Plastik wie der Malerei, soweit sie Lebendiges nachbilden. Nur
ein künstlerisches Element brachten dieseWüstensöhne unserer Kultur¬
welt zu: in dein reizvollen Farben- und Formenspiel ihrer Teppiche
steckte ein Prinzip der Flächendekoration, das wir noch heute mit dem
Namen Arabesken bezeichnen. So für Architektur und Plastik boden¬
ständiger Formen entbehrend, paßte sich der Islam naturgemäß den
hochentwickelten Kultursormen der überwundenen Völker an. In den
christlichen Kirchen richtete er sich häuslich ein; das berühmteste Bei-
spiel ist die Hagia Sophia (S. 6). Bei Neugründungen näherte er
sich im Osten mehr der byzantinischen, im Westen der basilikalen Bau-
weise; eines festen Schemas ermangelte er schon deshalb, weil der
Gottesdienst keine festen liturgischen Formen, die Gemeinde keine feste
Gliederung hatte. Ein säulenumgebener Hof mit Brunnen für die
vorgeschriebenen Waschungen, aus der Ostseite die Gebetshalle mit der
kapellenartigen Gebetsnische (Kiblah; 16) und der Kanzel des Jmam,
kerzenartige Minarets für den Gebetsrufer (Muezzin) sind die Haupt-
erfordernisse. Von den mannigfachen Ausgestaltungen der Kunst des
Islams von Spanien über Afrika bis Indien ist für uns die wichtigste
die maurische, deren schönste Blüte die Alhambra bei Granada ist
(erbaut 1231—1338). Der berühmte Löwenhof zeigt schlanke, zum Teil
gekuppelte Marmorsäulen mit Hufeisenbogen (wie 16) und überhöhten
Spitzbogen, alles leicht,spielend; phantastisch,nicht konstruktiv gedacht.
Auch tragen die Bogen nicht, sondern sind nur Füllung. Alle Flächen
aber und Kapitelle überzieht eine verschwenderische Fülle höchst
mannigfaltiger Muster, „in denen die rastlos schweifende Phantasie
ebensowohl wie der grübelnde, kombinierende Verstand ihren Stolz
und ihre Befriedigung finden". So auch bei der Gebetsnische (16),
deren Sockel glasierte Fliesen bilden. Goldtte Koransprüche fügen sich
15. Minaret, Kairo. den Arabesken harmonisch ein. Die Farbenwirkung dieser aus
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