Vier Kaiser aus vier Häusern.
81
ein; diesmal kam es zum Kampf, und in der Schlacht auf dem March¬
felde fiel Ottokar, 1278. Böhmen und Mähren erhielt Ottokars Sohn; 1278
mit den übrigen Ländern belehnte Rudolf seine eigenen Söhne und wurde
dadurch der Gründer der habsburgisch-österreichischen Hausmacht.
Unter den Hohenstaufen war des Kaisers Besitztum (das Krongut) gering
gewesen, und da es in kleinen Gebietsteilen über das Reich zerstreut lag,
konnte sich der Kaiser in Zeiten der Not nicht darauf stützen. Von Rn-
dolss Zeit an wurde es anders: das eifrigste Bestreben der Kaiser war
fortan auf die Gründung einer starken Hausmacht gerichtet.
4. Herstellung der Ordnung. Nicht weniger als für sein Hans sorgte
Rudolf für das Reich. Auf Reichsversammlungen wurden auf sein Be-
treiben Gesetze zur Herstellung des Landfriedens erlassen. Gegen die
Raubritter, die sich ihnen nicht fügten, zog er selbst zu Felde und ließ
schonungslos die adligen Räuber aufknüpfen. Dadurch erwarb er sich be-
sonders den Dank der Städte.
In Thüringen hat er mehr als sechzig Raubburgen gebrochen. Als
man ihn bat, doch nicht das Blut von Edelleuten zu vergießen, soll er ge-
sagt haben: „Nicht das Blut von Edelleuten, sondern Schelmenblut habe ich
vergossen." Ein andermal, als man für einen gefangenen Raubritter um
Gnade bat, sagte er: „Der wahre Adel fügt keinem Menschen Unrecht zu,"
und ließ das Urteil vollziehen.
Gegen den friedlichen Bürger war er leutselig, und mit seinen Sol-
baten ertrug er in seinem einfachen grauen Wams, das er selbst flickte,
geduldig alle Anstrengungen der Feldzüge.
Rudolfs Einfachheit. Als Ottokar von Böhmen ihm huldigen wollte, zog er
mit königlicher Pracht in sein Lager. Da sagte einer aus Rudolfs Gefolge, ob er
denn nicht fein Feldwams mit dem Herrschermantel vertauschen wolle. Rudolf ant-
wertete: „Nimmermehr! Der König von Böhmen hat oft genug über mein graues
Wams gelacht: heute soll mein graues Wams einmal über ihn lachen." —
Seine Ritterlichkeit. In der Schlacht auf dem Marchfelde wurde Rudolf von
einem böhmischen Ritter hart bedrängt. Die Seinen eilten herzu, retteten Rudolf und
nahmen den Ritter gefangen. Im Zorn wollten sie ihn niederhauen; doch Rudolf
rief: „Da sei Gott vor, daß man solch tapferen Ritter töte! Er hat seine Pflicht getan
und soll mir und dem Reiche noch weiter dienen."
Bis in sein hohes Alter erfreute sich Rudolf einer kernhasten Rüstig¬
keit. Auf der Reise von Mainz nach Straßburg ereilte ihn der Tod. Im 1291
Dom zu Speyer, der alten Grabstätte der Kaiser, wurde er beigesetzt.
(Justinus Kernen Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.)
2. Vier Kaiser aus vier Käufern.
1. Adolf von Nassau. Vergebens hatte sich Rudolf bemüht, seinem
Sohne Albrecht die Thronfolge zu sichern. Damit ihre eigene Macht nicht
geschmälert würde, gaben die Kurfürsten nicht dem mächtigen Habsburger,
sondern dem armen Grafen Adolf von Nassau ihre Stimmen. Er war