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wenig, als er, den Stürmen gewachsen, welche von
außen auf das weströmische Reich hereinbrachen. Der
letzte Kaiser, Romulus Augustulus, wurde von
Odoaker, dem Anführer der in römischem Solde stehen¬
den deutschen Truppen, gefangen genommen, dem Throne
zu entsagen gezwungen und nach Campanien verwiesen
476. Mit ihm schloß die Reihe der weströmischen Kaiser,
und Odoaker herrschte von da an über Italien, bis
er 492 durch Theodorrch, König der Ostgothen, be¬
siegt wurde. Die Ostgothen waren nun eine Zeit
lang Herren Jtalien's.
Nach Honorius regierten folgende Kaiser:
424—425. Johannes.
-425 455. Valentinianus III.
455. Petronius Maximus.
455—456. Avitus.
457—461. Majorianus.
461—465. Libius Severus.
467—472. Anthemius.
472. Olybrius.
473— 474. Glycerius.
474— 475. Julius Nepos.
475— 476. Romulus Augustu¬
lus.
Kein Einziger unter ihnen ist um seiner selbst willen be-
merkenswerth; keiner war der Aufgabe gewachsen, den Sturz
des seinem Untergang rasch entgegen eilenden Reiches aufzu¬
halten. Schon unter Valentinianus III. gingen fast alle
Provinzen verloren. Die Vandalen zogen unter ihrem Kö¬
nig Geiserich aus Spanien nach Afrika hinüber, eroberten
daselbst die römischen Besitzungen und gründeten das vanda-
lische Reich, welches bis 534 bestand. Der Hunnenkönig
Attila, der das oströmische Reich bedrängt und Nordgrie¬
chenland erobert hatte, drang bis nach Gallien vor, wurde
aber von dem tapfern Feldherrn Aetius und den Westgo¬
then in der Hunnenschlacht auf den catalaunischen Fel¬
dern (in der Champagne) 451 geschlagen, drang 452 in
Italien ein, starb aber, ehe er Rom erreichte, 453. Aetius
fiel durch Valentinian's Mörderhand 454. Geiser ich kam
455 nach Italien; wieder wurde Rom (dießmal 14 Tage
lang) geplündert und viele seiner herrlichsten Kunstwerke zu
Schiff gebracht. Bei der Rückkehr nach Afrika gingen die
mit den geraubten Kunstschätzen beladenen Schiffe unter. —
Majorianus, Libius Severus, Anthemius und Olybrius wur-