44 Das Zeitalter der Hohenstaufen.
Reichsversammlung zu Nürnberg für abgesetzt erklärt und Friedrich, dem
Sohne Heinrichs VI. und der Konstanze, die deutsche Königswürde an-
getragen. In Italien ging des Papstes Streben dahin, seine Regierung
im Kirchenstaate unabhängig von der kaiserlichen Macht zu erhalten.
Daher zwang er den kaiserlichen Stadtprüfekten von Rom, ihm den
Lehenseid zu schwören; aus der Mark Ankona und dem Herzogtum
Spoleto vertrieb er die kaiserlichen Statthalter. Um keinen Preis wollte
er die Vereinigung des Königreiches beider Skilien mit dem deutschen
Reiche zugeben. Deshalb ließ er sich von Friedrich das Versprechen
geben, das Königreich Sicilien sofort an seinen Sohn abzutreten, wenn
er zum deutschen Könige gewählt sein würde. Im großen Stile traf er
Vorbereitungen zu einem allgemeinen Kreuzzuge der abendländischen
Fürsten und Völker, an dessen Spitze sich der jugendliche Kaiser Fried-
rich II. zu stellen versprochen hatte. Da ereilte der Tod den überaus
thakrästigen, zielbewußten Papst im 56. Jahre seines Lebens.
Kaiser Friedrich II.
Friedrich hatte früh seine Eltern verloren. Deshalb lernte er schon
in jungen Jahren auf sich selbst vertrauen. Selbständigkeit im Denken
und Handeln, Klugheit und eine seltene Menschenkenntnis wurden ihm
eigen. Doch auch die Schattenseiten seiner Vereinsamung machten sich
geltend. Über das ganze Wesen des jungen Fürsten, dem nie ein warmes,
teilnehmendes Herz entgegengeschlagen hatte, verbreitete sich eine eisige
Kälte; die Menschenkenntnis artete aus in Menschenverachtung.
Fast seine ganze Regierung ist mit Kämpfen gegen den Papst
Gregor IX. und dessen Bundesgenossen, die oberitalienischen Städte, an-
gefüllt. Der Grund des Streites lag in der Absicht des Kaisers, das
Königreich beider Sicilien mit dem deutschen Reiche zu vereinigen, ent¬
gegen dem Versprechen, das er dem Papste Jnnocenz III. gegeben hatte.
Ohne seine Absicht erreicht zu haben, starb der Kaiser im Jahre 1250.
Im Dome zu Palermo hat er seine Grabstätte gefunden.
Glücklicher als in seinen Kämpfen gegen das Papsttum war er auf
seinem Kreuzzuge.
Friedrich II. war groß als Gesetzgeber. Freilich ist seine gesetz¬
gebende Thätigkeit meist seinem Erbkönigreiche Sicilien zu gute gekommen.
In dem Gesetzbuche, das in seinem Auftrage ausgearbeitet wurde und
das seinen Charakter wiederspiegelt, werden die Gottesurteile als aber-
gläubisch verboten und dafür der Beweis durch Zeugen oder Urkunden
verlangt. Den Ärzten und Apothekern schrieb er ein gründlicheres
Studium vor; desgleichen gab er für Handel, Gewerbe, Ackerbau vor-
treffliche Gesetze. Er schuf eine Flotte von 10 großen und 75 kleinen