Südasien (Indien). 109
von Luftwurzeln), in den Gewässern blüht die Lotos-Seerose, prächtig gedeihen
die Palmen, und die Bambusgräser erscheinen als hohe Baumstämme.
Fruchtbarer Boden, reiche Bewässerung und tropisches
Klima machen Hindostan zu einem der produktenreichften
Länder der Erde;
zuweilen bleiben freilich die befruchtenden Regenwinde, die sog. Monsune, aus
oder sie verspäten sich; dann folgen Mißwachs und furchtbare Hungersnot.
Unter den Raubtieren sind namentlich die Tiger zu nennen, von denen
jährlich an 1000 Menschen zerrissen werden. Riesige Krokodile bewohnen die
Flüsse. Besonders reich sind endlich die Schlangen vertreten; jährlich kommen
in Britisch-Indien gegen 20000 Menschen durch Schlangen um. — Die wich¬
tigsten Haustiere sind der Elefant und der Buckelochs (Zebu). Großartig ist
also auch die indische Tierwelt entwickelt.
Bevölkerung. Die Urbewohner sind die dunkelhäutigen Dravida, (Drawida)
die von den aus Persien und dem Pamirplateau eingewanderten Indern oder
Hindu größtenteils nach dem Dekan verdrängt wurden. Die Hindu sind kaukasischer
Herkunft und bekennen sich zumeist zum Brahmaismus. In dieser Religion
spielen der Glaube an die Seelenwanderung, die Enthaltung von Fleischspeisen,
die Ausübung guter Werke und Selbstpeinigung (Fakire) entsprechend dem Volks¬
charakter eine große Rolle. Sie hat dem Volke die Kasteneinteilung gebracht.
Seit dem Jahr 1000 ist auch der Islam eingedrungen, unter dessen Einfluß
wahre Wunderbauten in den Gangesstädten entstanden sind.
In der Gangesebene erreicht die Dichte der Bevölkerung bis 200 Einw.
auf 1 qkm und darüber.
Seiner vielfältigen Naturgaben halber ist Hindostan
nächst China das volkreichste Land der Erde; es ist
auch eines der ältesten Kulturländer.
Siedelungen. Die Hauptsiedelungen des Gebietes folgen den Strömen.
Im Jndusgebiet und zwar im Kabultal: Peschawar (peschaur), eine wichtige
Festung, da sie den Zugang von Afghanistan nach Indien beherrscht. — Im Pandschab
oder Fünfstromland, so benannt nach den vier Himalajazuflüssen des Indus
und diesem selbst: Lahore (lahör) an der großen Handelsstraße vom Kabultal nach
dem Ganges, 200000 Einw., und Simla, am Südabhang des Himalaja, Sitz
der indischen Regierung in der heißen Jahreszeit.
Das Gangesgebiet enthält die meisten Großstädte, herrliche Baudenkmäler aus
der Herrscherperiode der mohammedanischen Großmoguls (1505—1788) und die
heiligsten und berühmtesten indischen Wallfahrtsorte; daher ist die Gangesebene der
Schauplatz echt indischen Lebens und Treibens. — Delhi, voll prächtiger Paläste,
210000 Einw. — Allahabad (allahabäd), ein Hauptwallfahrtsort der Hindu,
175000 Einw. — Benares (benäres), 210000 Einw., die heiligste Stadt der Inder
und Sitz einer Hochschule der Brahmanen. — Am Hugli, dem westlichen Mündungsarm
des Ganges: Kalkutta, 850000 Einw., Hauptstadt des indo-britischen Reiches und Sitz
des englischen Vizekönigs, zugleich ein sehr bedeutender Handelshafen.
Das Hochland Dekan. Es ist wie Arabien und Afrika ein Tafelland und
wird an der Malabarküste von den West-Ghats und an der Koromandelküste