Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

Frankreich unter Richelieu und Mazarin und die Zeit Ludwigs XIV. 101 
A. Richelieu 1624 bis 1642. 
Achtzehn Jahre lang, bis an seinen Tod, lenkte Richelieu 
die Geschicke Frankreichs. Obwohl Ludwig ihm abgeneigt 
und eifersüchtig gegen ihn war, beugte er sich doch vor der 
staatsmännischen Überlegenheit seines ersten Dieners. Richelieu 
trug über alle Versuche, welche die Grossen des Reiches, die 
Maria von Medici und des Königs Bruder, der Herzog von 
Orleans, zu seinem Sturz unternahmen, den Sieg davon. 
1) Innere Verhältnisse: Mit eiserner Willenskraft und 
schonungsloser Strenge gegen die Widerstrebenden verfolgte 
Richelieu das Ziel, dem Königtum die unumschränkte 
Herrschaft in seinem Reiche zu erringen. Darum 
demütigte er die ehrgeizigen Mitglieder der vor¬ 
nehmen Familien auf jede Weise1) und suchte sie aus allen 
einflussreichen Stellungen zu verdrängen2). Darum entriss 
er auch den Hugenotten ^die Sonderrechte, die ihnen 
durch das Edikt von Nantes* ^lfigeräumt worden waren3); durch 
zwei Feldzüge nötigte er sie nach Eroberung ihrer Hauptfeste 
La Rochelle4) zur Unterwerfung; sie mussten ihre „Sicher¬ 
heitsplätze“ und ihre Heereseinrichtung, überhaupt ihre bürger¬ 
liche Ausnahmestellung aufgeben, durften jedoch ihre freie 
Religionsübung sowie ihre bürgerlichen Rechte behalten. 
2) Auswärtige Beziehungen: Nach aussen suchte 
Richelieu Frankreichs Stellung dadurch zu heben, dass er das 
Übergewicht des in Spanien und Deutschland herrschenden 
Hauses Habsburg bekämpfte. Zu diesem Zwecke reichte 
er im dreissigjährigen Krieg sogar den protestantischen Reichs¬ 
ständen in Deutschland die Hand. Die Früchte seiner Be¬ 
mühungen erntete er nicht mehr, da er schon 1642 starb. 
B. Mazarin. 
Wenige Monate nach Richelieus Tode segnete auch Lud¬ 
wig XIII. das Zeitliche (1643) und hinterliess das Reich seinem 
*) Den Statthalter der Languedoc, einen Herzog von Montmorency, der 
sich mit des Königs Bruder im Bunde gegen ihn erhoben hatte, liess er 
hinrichten.. 
2) Den adligen Statthaltern der Provinzen, die der Regierung gegen¬ 
über eine gewisse Selbständigkeit zu wahren suchten, setzte er bürgerliche 
Intendanten zur Seite, die ganz vom Könige abhingen. 
3) Ygl. Seite 77. 
4) An der Westküste Frankreichs, nördlich von der Mündung der 
Garonne.
	        
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