Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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124 Der Niedergang Schwedens und die Einführung Russlands 
das nur aus freien Männern geworben wurde und bedeutende 
Vorrechte erhielt. In den letzten Jahren seiner Regierung be¬ 
gann die Eroberung Sibiriens. Vor allem aber bemühte er 
sich trotz seiner eigenen barbarischen Sitten, seinem Reiche 
den Segen abendländischer Kultur zu verschaffen, indem 
er deutsche Handwerker, Künstler und Gelehrte ins Land zog 
und die ersten Buchdruckereien errichtete. 
Mit seinem Sohn starb 1598 das Haus Rurik aus. 
Wenige Jahre nachher brachen heftige Thronstreitig¬ 
keiten aus, welche eine grosse Verwirrung im Lande hervor¬ 
riefen. Während derselben traten nacheinander vier Betrüger 
auf und erhoben Anspruch auf den Thron, indem sie sich für 
Demetrius, den in Wirklichkeit schon 1591 ermordeten 
zweiten Sohn Iwans, ausgaben1). Erst dem Zar Michael, 
der 161B durch Wahl zur Herrschaft berufen ward, gelang es, 
nach mannigfachen Kämpfen die Ordnung im Innern wieder¬ 
herzustellen. Durch ihn kam die russische Krone an die Familie 
Romanow, die sie bis 1762 inne hatte2). Seinem jüngsten 
Enkel, Peter I.. war es dann gegen Ende des Jahrhunderts 
beschieden, das russische Reich in die Reihe der europäischen 
Mächte einzuführen und wenigstens die höheren Stände seines 
Volkes einigermassen aus dem Zustand asiatischer Barbarei zu 
erheben3) und mit den Fortschritten der gesitteten abend¬ 
ländischen Welt bekannt zu machen. 
§ 14. Der Niedergang Schwedens und die Einführung Russ¬ 
lands in die Reihe der europäischen Grossmächte: Karl XII. 
(1697 bis 1718) und Peter I., der „Grosse“ (1689 bis 1725). 
Im Jahr 1682 erhoben die russischen Grossen den zehn¬ 
jährigen Prinzeir'Feter, der sich gegen Ende seiner Regierung 
selber den Beinamen des Grossen beilegte, aut den Thron. 
Gestützt auf das Korps der Strelitzen wusste jedoch seine ältere 
Halbschwester, die ehrgeizige Sophia, es durchzusetzen, dass 
die Regierung zwischen ihm und seinem älteren Stiefbruder, 
dem körperlich und geistig schwachen_IwanJV., geteilt und sic 
selbst zur Reichsverweserin ausgerufen wurde. Als sie aber 
den Versuch machte, die Herrschaft durch Beseitigung Peters 
Der erste derselben, wahrscheinlich von kosakischer Abstammung, 
ist der Held von Schillers unvollendetem Trauerspiel Demetrius. 
2) Vgl. die Stammtafel auf der nächsten Seite. 
3) Erst im siebzehnten Jahrhundert lernten die Russen in Betten 
schlafen. Noch Iwan IV. schickte eine Uhr, womit ihn der König von 
Dänemark beschenken wollte, zurück, da sie Zauberei sei.
	        
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