Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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Friedrich der Grosse. 
begeben hatte, gegen Zugeständnisse zur Sicherung der nationalen 
Selbständigkeit auf dem Reichstag zu Pressburg opferwillige 
Unterstützung gefunden. Ein ungarisches Heer erlöste die 
österreichischen Lande von der französischen und bairischen 
Besatzung und drang siegreich in Baiern vor. Eine grosse 
„pragmatische Armee“1) unter der persönlichen Führung des 
Königs Georg II. warf die Franzosen 1743 nach dem Sieg bei 
Dettingen2) über den Rhein zurück. Die Sache Maria Theresias 
stand so glänzend, dass der König von Sardinien es für zeit- 
gemäss erachtete, auf ihre Seite zu treten, und auch Sachsen 
die Partei wechselte. 
Da in dem Vertrag zwischen Österreich und Sachsen die 
Herstellung einer territorialen Verbindung zwischen letzterem 
und dem Königreich Polen in Aussicht genommen war, die nur 
auf Kosten des preussischen Gebiets stattfinden konnte, so wurde 
Friedrich mit Recht um den Besitz Schlesiens besorgt. Er 
schloss, um den völligen Sieg Österreichs zu verhindern, 1744 
ein neues Bündnis mit Frankreich und Kaiser Karl VII. 
und begann, nachdem er eben nach dem Aussterben des dortigen 
Fürstenhauses von Ostfriesland Besitz ergriffen hatte3), den 
zweiten schlesischen Krieg 1744/5. 
Im Sommer 1744 fiel Friedrich in Böhmen ein. sah, sich 
aber im Winter gegenüber der österreichisch-sächsischen Über¬ 
macht auf die Verteidigung Schlesiens angewiesen. Erst der 
Sieg bei Hohenfriedberg4) 1745 über Österreicher und 
Sachsen ermöglichte ihm einen neuen Vorstoss in Feindesland. 
Zwei weitere Niederlagen bei Soor5) und bei Kesselsdorf6), 
wo der „alte Dessauer“ seinen letzten Kriegsruhm erntete, be¬ 
stimmten Maria Theresia nachzugeben. Im Frieden von 
Dresden, der am Weihnachtstag 1745 unterzeichnet ward, 
erhielt Friedlich den Besitz von Schlesien gemäss den Be¬ 
stimmungen des Berliner Vertrags bestätigt; dagegen erkannte 
er Maria Theresias Gemahl als römischen Kaiser an7). 
*) Ans Engländern, Hannoveranern, Hessen und Österreichern be¬ 
stehend. 
2) Dorf im nordwestlichen Baiern, auf dem rechten Mainufer, unterhalb 
Aschaffenburgs. 
3) Vgl. Seite 136. 
4) Städtchen in Schlesien, südlich von Liegnitz, nordöstlich von 
Landeshut. 
5) Dorf im nordöstlichen Böhmen, südwestlich von Trautenau, in der 
Nähe der Elbquelle. 
6) In Sachsen, westlich von Dresden. 
-) Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde Friedrich zum erstenmal 
als „der Grosse“ begrüsst.
	        
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